- Der Wohnraum in der Schweiz wird laut einer Raiffeisen-Studie immer knapper.
- Gründe dafür sind demnach die hohen Baulandpreise und die rückläufige Bautätigkeit aufgrund rigider Vorschriften.
- Zudem werde mehr Wohnraum benötigt, als aktuell auf dem Markt kommt.
Die Zuwanderung bleibt hoch und die leeren Wohnungen werden knapp. Die Folge: Für Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz wird es immer schwieriger, eine leere Wohnung auf dem Markt zu finden.
Noch bis vor zwei Jahren stiegen die Leerstände stark. Dann aber nahm die Bautätigkeit ab und die Leerstandsquote begann zu sinken. Seit Jahresanfang ist die Leerwohnungsziffer schweizweit nun auf 1.31 von 1.54 Prozent im Vorjahr gefallen.
In vielen regionalen Mietwohnungsmärkten herrsche schon Wohnungsknappheit, in einigen gar Wohnungsnot, schreibt Raiffeisen. Die Kantone Genf, Zürich und Zug weisen bei Mietwohnungen Leerstandquoten von deutlich unter einem Prozent auf. Bis 2024 dürfte die Ziffer auch schweizweit unter die 1-Prozent-Marke sinken.
Neben den hohen Baulandpreisen mindert das höhere Zinsniveau und die Bauteuerung die Anreize für Bautätigkeiten zusätzlich. Doch die Bevölkerung beansprucht immer mehr Wohnraum. Der akute Fachkräftemangel und der Krieg in der Ukraine befeuern die bereits starke Zuwanderung.
Nicht nur die Eigenheimpreise werden steigen, sondern auch die Mieten. «Wer umzieht, wird schon bald mit deutlich höheren Anfangsmieten konfrontiert werden», so Raiffeisen-Chef-Ökonom Martin Neff.
Mietzinserhöhung um bis zu zehn Prozent
Auch die Bestandesmieten dürften in absehbarer Zeit spürbar steigen. Denn im ersten Quartal 2023 dürfte der hypothekarische Referenzzinssatzes erstmals um 0.25 Prozentpunkte auf 1.5 Prozent erhöht werden.
Damit können Mieten, die auf dem jetzigen Referenzzinsniveau basieren, vom Vermieter um rund drei Prozent erhöht werden. Hinzu komme der gesetzlich erlaubte Teuerungsausgleich und die allgemeinen Kostensteigerungen. So drohten einigen Bestandsmietern bis ins Jahr 2024 Mietzinserhöhungen um bis zu zehn Prozent, ergänzt Neff.
Wohneigentum bleibt in der Schweiz weiterhin sehr knapp
Mittlerweile gibt es aber Entspannungszeichen am Eigenheimmarkt: Die Zahl der aktiven Suchabonnemente für Wohneigentum auf Onlineportalen sind gegenüber dem Vorquartal um rund sechs Prozent gesunken und die Verkäufer scheinen kompromissbereiter.
Die Angebotspreise für Einfamilienhäuser sind im dritten Quartal erstmals seit langem leicht gesunken. Dies sei ein Zeichen einer schwächeren Preisdynamik, so Raiffeisen. Der Preistrend dürfte aber auch künftig nach oben zeigen. «Denn Wohneigentum bleibt in der Schweiz weiterhin sehr knapp», so Neff.
Zurückhaltung bei Anlegern
Auch am Markt für Renditeliegenschaften sind dunklere Wolken aufgezogen. Vieles spricht für einen klaren Nachfragerückgang bei Anlageobjekten. Durch die gestiegenen Finanzierungskosten lohnten sich viele fremdfinanzierten Investitionen nicht mehr.
Bei institutionellen Anlegern muss ebenfalls mit grösserer Zurückhaltung gerechnet werden. Festverzinsliche Wertpapiere seien wieder eine Alternative, schreibt Raiffeisen.
Damit könnten die Transaktionspreise und damit auch die Bewertungen in den Immobilienportfolios unter Druck kommen. Börsengehandelte Immobilienfonds haben bereits drastisch korrigiert.