- Frauen sind in der Berichterstattung von Schweizer Nachrichtenmedien deutlich unterrepräsentiert.
- Das geht aus einer neuen Studie hervor.
- Nur knapp jede vierte Person, über die berichtet wird, ist weiblich.
Zwischen 2015 und 2020 stagnierte die Anzahl an Beiträgen, in denen Frauen erwähnt werden, auf durchschnittlich 23 Prozent. Das geht aus einer Studie des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IKMZ) der Universität Zürich hervor.
Nur 2019 wurde ein leicht höherer Frauenanteil von 25 Prozent gemessen. Die Forschenden führen das auf den damals stattfindenden Frauenstreik und die eidgenössischen Wahlen zurück. Das deute darauf hin, dass sich das Engagement für Gleichstellung in der Gesellschaft auszahle, heisst es in einer Mitteilung zur Studie. Diese positive Veränderung sei jedoch nicht nachhaltig gewesen und habe sich 2020 schon wieder verflüchtigt.
Wenig Frauen als Expertinnen
Wie oft Frauen in einem Artikel vertreten sind, hängt stark vom Beitragsthema ab. Den geringsten Frauenanteil gibt es im Sport mit durchschnittlich 13 Prozent und in den Wirtschaftsnachrichten mit 17 Prozent. Am grössten ist der Anteil bei «Human-Interest-Themen» mit 31 Prozent und bei der Kulturberichterstattung mit 27 Prozent. Die Berichterstattung zur Politik liegt mit 23 Prozent genau im Mittelfeld.
Frauen werden im Vergleich zu Männern zudem seltener in beruflichen und öffentlichen Kontexten dargestellt. Nur rund 21 Prozent aller sichtbaren Vertreterinnen oder Vertreter von Organisationen und 23 Prozent aller Expertinnen oder Experten sind in der Medienberichterstattung weiblich.
Besonders stark unterrepräsentiert sind Frauen bei Führungspersonen, die in ihrer Leitungsfunktion sprechen. Wenn über Privates berichtet wird, ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern hingegen geringer. Da beträgt der Frauenanteil 33 Prozent.
Stärkung journalistischer Recherche
Die Studie kommt zum Schluss, dass die Repräsentation von Frauen in Schweizer Nachrichtenmedien «klar ungenügend» ist. Für eine Demokratie sei wichtig, dass sich alle gesellschaftlichen Gruppen mit ihren verschiedenen Stimmen in den öffentlichen Diskurs einbringen können, heisst es.
Die Medien seien gefordert, zukünftig für eine ausbalanciertere Berichterstattung zu sorgen, Frauen vermehrt als Expertinnen, Sprecherinnen und Führungspersonen zu Wort kommen zu lassen und damit zu einem Abbau gesellschaftlicher Ungleichheiten beizutragen, so Studienleiterin Lisa Schwaiger vom fög. Dafür brauche es vor allem eine Stärkung journalistischer Recherche und entsprechender Ressourcen.