Wenn Joseph Maria Bonnemain am Freitag die Churer Kathedrale betritt, wird er dies als Priester tun - doch verlassen wird er sie als Bischof. Allerdings erst nach einer Zeremonie unter der Leitung von Kardinal Kurt Koch, die einer genauen Dramaturgie folgt.
Die Präsentation
Zu Beginn der Weihefeier geht es darum, den Anwesenden den Kandidaten vorzustellen. Dies geschehe im Wesentlichen durch die sogenannte Ernennungsbulle des Papstes, sagt Arnold Landtwing, Informationsbeauftragter des Generalvikariats Zürich. Sie wird öffentlich vorgelesen. Das Dokument aus Rom ist die eigentliche Ernennungsurkunde. «Das ist die Bestätigung, dass der Papst ihn zum Bischof ernennt», erklärt Landtwing.
Befragung und Niederwerfung
Ist die Präsentation vorbei, wird als Erstes um den Heiligen Geist gebeten. Die Kraft von Gott soll quasi während der Weihe wirken.
In einem nächsten Schritt stellt der Kardinal dem Kandidaten verschiedene Fragen. Dabei geht es darum, ob er bereit sei für das Amt, bereit, die damit verbundenen Pflichten zu erfüllen. Antwortet der Kandidat mit «ich bin bereit», steht der weiteren Weihezeremonie nichts mehr im Weg.
Man legt sich in Gottes Hände.
Dann folgt die medial stets gross verwertete Szene der Bischofsweihe: Der Kandidat legt sich flach vor dem Altar auf den Boden. «Das ist ein Zeichen der Demut, man legt sich in Gottes Hände», sagt Arnold Landtwing.
Die in der Kirche versammelten Gläubigen beten nun für den künftigen Bischof. In der sogenannten Allerheiligenlitanei werden alle Heiligen angerufen, die dem Weihekandidaten beistehen sollen.
Die Amtsübertragung
Nachdem alle Vorbereitungen für die eigentliche Weihe abgeschlossen sind, kniet der Bischofsanwärter vor den Kardinal. Dieser legt ihm still die Hände auf den Kopf. Die anwesenden Bischöfe tun es dem Kardinal gleich. Der Akt symbolisiert die Übertragung des Amtes. Allerdings: Wegen der Corona-Pandemie werde es am Freitag zu keiner Berührung kommen, sagt Landtwing.
Während des anschliessenden Weihegebets halten zwei Priester eine geöffnete Bibel über den Kopf des Bischofs. Nach dem Gebet wird der Kopf des Neugeweihten gesalbt und ihm wird die Bibel überreicht.
Mit Arbeitswerkzeug auf den Bischofssitz
Ein Bischof braucht Arbeitswerkzeuge und Symbole, die ihn als Bischof ausweisen. Er erhält diese Insignien aus den Händen des Kardinals. Eines davon ist der Bischofsring: Er ist ein Zeichen für die Bindung an die Kirche, der Bischof wird ihn von diesem Moment an immer tragen.
Ein weiteres zentrales Element ist der Bischofshut, die Mitra. Sie trägt der Bischof fortan bei Gottesdiensten. Ebenfalls überreicht wird ihm der Bischofsstab. Er erinnert an die Hirten- und Leitungsfunktion in seinem Bistum. Ausgerüstet mit den nötigen Insignien, wird der Bischof nun vom Kardinal zum Bischofsstuhl, der sogenannten Kathedra, geleitet.
«In diesem Moment, in dem er sich setzt, nimmt der Bischof Besitz von seinem Bistum», sagt Arnold Landtwing. Der Akt zeigt symbolisch, dass nun ein neuer Oberhirte die Leitung der Diözese übernommen hat.
Nun ist der neue Bischof in Amt und Würden. Als erste Amtshandlung führt er durch den Rest der Messe. Zum Schluss schreitet der Bischof durch die Kirche und spendet zum ersten Mal den bischöflichen Segen.