«Ich habe zuerst die Geissen gemolken und bin dann nach Zürich chlotteret – in die Musicalschule, zweimal die Woche»: So beschreibt Christian Gwerder, wie es angefangen hat mit seiner Ausbildung zum Musicaldarsteller.
Das Leben des 41-Jährigen aus Muotathal im Kanton Schwyz hat auf den ersten Blick wenig zu tun mit der Showbühne. Christian Gwerder ist ein Naturbursche, verbringt die Sommer jeweils mit seiner Familie auf der Glattalp. Dort kümmert er sich um 300 Rinder und 400 Schafe – und in den Wintermonaten pendelt der Vater von zwei Kindern zum Arbeiten in den Kanton Zug, wo er bei einer Holzbaufirma als Zimmermann angestellt ist.
Die Bühne – genauer gesagt die Theaterbühne – kennt Christian Gwerder allerdings seit langem. 20 Jahre hat er bei der Theatervereinigung Muotathal mitgewirkt, einem klassischen Dorftheater, wie es sie oft gibt in ländlichen Gegenden.
Vier Jahre Ausbildung
«Irgendwann kam mir der Gedanke an eine Weiterbildung», erzählt Gwerder, «vor allem gesanglich wollte ich Fortschritte machen.» Gesagt, getan: Schon bald fuhr er zweimal in der Woche nach Zürich.
«Zuerst habe ich es für mich behalten, niemandem davon erzählt», erinnert sich Christian Gwerder mit einem Lächeln. «Das hatte damit zu tun, wie ich aufgewachsen bin; traditionell, urchig. Da überlegt man sich, was die Leute wohl denken, wenn sie hören, dass man Gesangs- und Tanzunterricht nimmt.»
Ich habe es erst nach zwei Ausbildungsjahren erzählt.
Die meisten Reaktionen seien positiv gewesen, aber es habe durchaus auch Leute gegeben, die mit den Augen rollten und sagten: «Das bringt doch nichts!» Dieser kritischen Stimmen sei er sich im Vorfeld bewusst gewesen. Darum habe er seine Ausbildung nicht an die grosse Glocke gehängt. «Ich habe es erst nach zwei Ausbildungsjahren erzählt.»
Die kleine Niederdorfoper wäre mein Traumstück.
Nach vier Jahren hatte Christian Gwerder seinen Abschluss als Musicaldarsteller in der Tasche.
Bis heute hat er bei zwei Musicalproduktionen mitgewirkt: in Buochs im Kanton Nidwalden und in Winterthur. «Mein grosser Traum wäre es, mit gestandenen Profis auf der Bühne zu stehen», sagt Gwerder. Sein Favorit wäre «Die kleine Niederdorfoper».
Und nun ein Film …
Nun kommt seine Geschichte als Dokumentarfilm in die Kinos. «Von der Alp auf die Musicalbühne – Christian Gwerders Tanz zwischen zwei Welten» feiert in seinem Heimatdorf Muotathal Premiere und wird später auch in verschiedenen anderen Kinos in der Schweiz gezeigt.
«Der Film hat eine Botschaft», sagt Christian Gwerder. «Auch als Muotathaler, als Bauer und Älpler hat man Träume –und kann diese auch verwirklichen.» Leuten vom Land werde oft mit Vorurteilen begegnet, sagt er weiter: «Lange nicht alle sind engstirnig und interessieren sich nur für das, was gerade vor dem eigenen Haus passiert».