Mit der Lancierung der Initiative «200 Franken sind genug» steht die SRF wenige Jahre nach der gescheiterten «No Billag»-Initiative wieder unter Druck. SRG-Generaldirektor Gilles Marchand skizziert, was die massive Kürzung der Mittel für das Unternehmen und die Gesellschaft bedeuten würde.
SRF News: Erst vor vier Jahren erfuhr die «No Billag»-Initiative ein deutliches Nein an der Urne. Nun kommt bereits der nächste Angriff. Was hat die SRG falsch gemacht?
Gilles Marchand: Die SRG hat ihre Versprechen wirklich gehalten. Wir haben viel getan, um unser Publikum besser zu erreichen, aber auch im Sinne der Digitalisierung und der Verbesserung der Effizienz. Nun kommt diese neue Initiative, was eher destruktiv ist. Aber wir werden noch einmal mit ganzer Kraft erklären, warum für unser Land ein starker Service public weiterhin wichtig ist. Das zeigen gerade auch die aktuellen Ereignisse in Europa.
Aber ist es nicht schon so, dass die SRG in letzter Zeit wiederholt negative Schlagzeilen gemacht hat, was deren Position gegenüber dem Publikum nicht gestärkt hat? Stichworte: Löhne der SRG-Geschäftsleitung, Sparprogramme, keine Champions League mehr und Abbau bei Kultursendungen.
In dieser ganzen Frage gilt es verschiedene Probleme auseinanderzuhalten: Etwa die neue Situation im Sportbereich, wo es neue Akteure wie UPC und Swisscom gibt. Wir können nicht alles machen und alles kaufen. Was unsere Löhne und Unternehmensfragen betrifft, so haben wir erklärt, warum das so entschieden wurde.
Das alles hat, so glaube ich nicht, nichts wirklich zu tun mit dieser Initiative, die schon seit langem vorbereitet wurde. Ich glaube eher, die Initianten haben die «No Billag»-Initiative noch nicht verdaut und kommen jetzt mit einer neuen Idee zurück, die SRG zu schwächen. Das wird weitergehen und das müssen wir bekämpfen.
Bei einer Annahme der Initiative würde die Radio- und Fernsehabgabe noch 200 Franken pro Haushalt betragen. Das ergäbe für die SRG noch 700 Millionen Franken pro Jahr. Wie würde man das umsetzen?
Ohne jetzt die Details geprüft zu haben, können wir ganz klar sagen: Wenn es in diese Richtung geht, wird unser ganzes dezentralisiertes Modell unmöglich. Es würde wahrscheinlich nur noch ein zentrales Hauptstudio in der ganzen Schweiz geben.
Das wäre extrem hart für unsere Mitarbeitenden. Es würde tausende Arbeitsplätze kosten, und zwar nicht nur bei der SRG, sondern auch in der Privatwirtschaft. Es würde extrem schwierig für die ganz Film- Musik und Kulturbranche, wo wir viel investieren. Aber auch die Investitionen mit den privaten Unternehmen wären betroffen. Das wäre nicht nur für uns, sondern für die ganze Gesellschaft extrem schwierig.
Das Gespräch führte Rafael von Matt.