Noch ist der zweite Roche-Turm im Bau. Dennoch überragt der firmenintern genannte «Bau 2» den «Bau 1» bereits seit ein paar Wochen und ist damit offiziell das höchste Gebäude der Schweiz.
Die beiden Türme gleichen sich äusserlich und auch von der Konstruktion her. Und sie stehen beide mitten in einem Erdbebengebiet. Neben dem Wallis zählt die Region Basel zu den gefährdetsten Gebieten in der Schweiz. Das letzte grosse Beben in Basel ist jedoch lange her: 1356 wurde ein grosser Teil der Stadt in Schutt und Asche gelegt, es gab viele Tote und Verletzte (siehe Textbox).
Pfähle gegen Erdbeben
Damit sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt wurde beim Bau der beiden Türme ein besonders Augenmerk auf die Erdbebensicherheit der Gebäude gelegt. So steht «Bau 1» auf 143 Pfählen, die bis zu 24 Meter tief in den Boden gerammt wurden. Darauf liegt eine Fundamentplatte, die das Gebäude bei einem Beben stabil halten soll. Auch «Bau 2» steht auf zahlreichen Pfählen.
Vor dem Bau des ersten Roche-Turmes holten sich die Architekten Herzog und de Meuron Rat bei den Erdbeben-Experten der ETH Zürich. «Wir wurden angefragt, um die Einwirkungen eines grossen Erdbebens zu berechnen. Beim Punkt, wo die beiden Roche-Türme stehen», erklärt Donat Fäh, Leiter des Schweizerischen Erdbebendienstes SED. Zu diesem Zweck wurde vor dem Bau des ersten Turms eine sogenannte Mikro-Zonierungskarte von Basel erstellt.
Diese Karte zeigt die Beschaffenheit des Untergrunds von Basel und anhand ihr könne man in einem 3D-Modell berechnen, welche Auswirkungen ein Beben von 1356 auf den Turm haben könnte, so Fäh.
Dehnbare Konstruktion
Beim Bau der Roche-Türme wurde jedoch nicht nur auf die Verankerung im Boden geachtet. Auch die Streben an den Aussenwänden wurden speziell bearbeitet, dass die Gebäude nicht in sich zusammenfallen. Die Konstruktion ist dehn- und verformbar, ohne zu brechen. Ein Hochhaus sei bei einem Erdbeben nicht zwingend gefährlicher als ein normales Haus, erklärt Fäh. «Wichtig ist, dass die Baunormen eingehalten werden», sagt der Leiter des Erdbebendienstes.
Hier ging der Basler Pharmakonzern sogar noch einen Schritt weiter als von den Behörden verlangt. Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass Neubauten ein Erdbeben überstehen, dass alle 475 Jahre vorkommt. Die Gebäude von Roche sollen dagegen ein noch stärkeres Beben aushalten, nämlich eines, dass statistisch alle 1500 Jahre vorkommt und eine Stärke von 6.9 auf der Richterskala hat.
Dritter Turm soll noch höher werden
Während die Türme des Münsters beim grossen Basler Beben von 1356 in sich zusammenfielen, wären die beiden Roche-Türme vermutlich stehen geblieben.
Bei Roche geht man davon aus, dass die ersten Büros im neuen «Bau 2» ab Mitte 2022 bezogen werden können. Schon vor ein paar Wochen hat der Pharmakonzern weitere Ausbaupläne bekannt gegeben: Der dritte Turm soll noch höher werden als die beiden bisherigen Hochhäuser.