Dereinst Astronautin oder Weltraumtechniker werden – einmal ein Start-up für Raumfahrt gründen oder bei Space-Missionen mitarbeiten: Die Bandbreite für mögliche Betätigungsfelder nach dem neuen Weltraumstudiengang an der ETH Zürich sind breit.
Am Informationsanlass rund ein halbes Jahr vor dem Studienstart finden sich in einem Hörsaal der Hochschule rund 100 potenzielle Studentinnen und Studenten ein – vorne am Rednerpult steht die Schweizer Weltall-Koryphäe, der ehemalige Forschungschef der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa Thomas Zurbuchen.
Wohl nur ganz wenige Menschen auf dieser Welt dürften über ein derart grosses Wissen und Verständnis hinsichtlich des Weltalls und seinen Systemen verfügen wie der 56-jährige Berner Oberländer Astrophysiker. Dass er an der ETH Zürich hinter dem neuen spezialisierten Masterstudiengang in «Space Systems» steht und diesen leitet, bringt der Hochschule zusätzliches Renommee.
Ein interdisziplinärer Studiengang
Das Ziel des neuen Studiengangs ist unter anderem mit Innovation: neue Systeme erfinden, Weltraumtechnologie anders denken. Der Studiengang verbindet Erdwissenschaften mit Mathematik und Physik, Ingenieurwissenschaften und Robotik mit Chemie. Für Thomas Zurbuchen steht zwar nicht die Ausbildung zum Astronauten im Vordergrund. «Aber ich bin sicher, dass es ab und zu solche geben wird», sagt er.
Zurbuchen ist erst seit letztem Sommer an der ETH Zürich – nun hat er mit seinem Team in Rekordzeit diesen neuen Studiengang geschaffen. Es handelt sich dabei um den ersten solchen Master in der Schweiz. Die Zeit dränge, sagt der Professor und ehemalige Forschungschef der Nasa. Die Schweiz hinke in diesem Forschungsfeld hinterher.
Doch das könne für den neuen Studiengang zum Vorteil werden. Die Industrie habe sich in der letzten Zeit so sehr geändert, und der neue ETH-Studiengang könne sich dementsprechend voll darauf ausrichten – im Gegensatz zu Studienprogrammen, die bereits länger laufen.
Der Zürcher Master soll ferner auch nah an der Wirtschaft sein, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Unternehmen in der Raumfahrtindustrie. Und von denen gebe es gar nicht so wenige hierzulande, betont Thomas Zurbuchen: «Es gibt keine Rakete in Europa, die ohne Schweizer Technologie startet.»
Grosses Interesse von Studierenden
Doch wolle man mit dem Master nicht nur der Raumfahrtindustrie, die weltweit rasant wächst, zudienen und den Forschungsstandort Schweiz unterstreichen. Dieser neue, spezialisierte Master sei auch auf Wunsch vieler Studierender entstanden.
Für einen Maschinenbaustudent etwa, der am Infoanlass teilgenommen hat, verheisst dieser Master einen der gegenwärtig aufregendsten Abschlüsse. Und auch eine junge anwesende Studentin hofft, den Master in «Space Systems» machen zu können: «Ich finde es ein sehr spannendes Feld – und möchte mich als Ingenieurin darauf spezialisieren», sagt sie.
Die Bewerbungsfrist für Studierende läuft bald an: Studierende, die einen Bachelorabschluss in Physik, Ingenieurwissenschaften oder ähnlichem haben, können sich vom 1. bis 30. April bewerben. Einen Studienplatz erhalten aber nur wenige: Insgesamt wählen Thomas Zurbuchen und sein Team rund 30 Studierende aus, die im Herbst den allerersten Master in Raumfahrtsystemen in der Schweiz beginnen können – und in Folge vielleicht wegweisend an Raumfahrtmissionen oder Innovationen mitarbeiten.