Sie ist so etwas wie die Achillesferse der Nord-Süd-Strassenverbindung durch die Schweiz: Die Axenstrasse mit ihrem spektakulären Trassee entlang des Urnersees. Zwanzigmal musste sie in den vergangenen drei Jahren gesperrt werden, weil Steinschläge drohten oder Felsbrocken auf die Strasse donnerten. Ärgerlich war das nicht nur für die lokale Bevölkerung – auch der Verkehr aus dem Grossraum Zürich in Richtung Tessin und Italien fliesst über die Axenstrasse und musste regelmässig umgeleitet werden.
Diesen Monat beginnen nun die Vorarbeiten, um die Situation zu entschärfen: Bauarbeiter errichten ein Kabeltrasse zur Baustromversorgung und eine Hilfsbrücke zur Errichtung einer Schutzgalerie im Gebiet Gumpisch, wo sich immer wieder Gesteinsmassen lösen. Dies haben die Kantone Uri und Schwyz und das Bundesamt für Strassen Astra am Donnerstag bekanntgegeben. Doch diese Vorarbeiten können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich am Axen so schnell nichts ändert.
Umweltverbände fürchten mehr Verkehr
Zwar hatte der Bund hatte vor gut eineinhalb Jahren die Bewilligung für den Bau einer neuen Axenstrasse erteilt. Sie soll – abgesehen von einem kurzen Abschnitt – in zwei Tunnels verlegt werden. Kostenpunkt: Rund eine Milliarde Franken. Die heutige Strasse soll umgebaut und auf den Langsamverkehr ausgerichtet werden, als Ausweichroute jedoch erhalten bleiben.
Doch gegen das Projekt stiegen Umweltverbände auf die Barrikaden und reichten Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein. Die neue Route zusätzlich nur heutigen führe zu mehr Verkehr, befürchten sie. «Mit diesem Grossprojekt machen wir die Durchfahrt durch die Alpen für den europäischen Nord-Süd-Verkehr attraktiver», sagt Django Betschart, Geschäftsleiter der Alpeninitiative. Die Folge: «Noch mehr Lärm und Abgase, zum Leidwesen des Alpengebiets.»
Baudirektor hofft auf schnelles Urteil
Solange die Beschwerde der Umweltverbände hängig ist, bleibt die neue Axenstrasse blockiert. Die Vorarbeiten, die nun beginnen, sind nur möglich, weil das Bundesverwaltungsgericht der Beschwerde die aufschiebende Wirkung entzogen hat. André Rüeggsegger, Baudirektor des Kantons Schwyz, sieht dies jedoch schon mal als gutes Zeichen. «Ich gehe davon aus, dass die Baubewilligung vor Gericht gute Chancen hat», sagt er.
Die Sicherheit der heutigen Strasse sei nicht gewährleistet, die Nord-Süd-Verbindung dadurch nicht zuverlässig. «Die Strasse wird teilweise innert Minuten gesperrt, die Autolenker stehen plötzlich vor geschlossenen Barrieren und kommen nur noch über weite Umwege zum Ziel», sagt Rüegsegger.
«Unsicherer Axen führt zu Staus anderswo»
Auch das Bundesamt für Strassen Astra hofft auf ein baldiges Urteil, um die neue Strasse bauen zu können. Denn die unzuverlässige Verbindung am Axen habe auch Auswirkungen aufs übrige Nationalstrassennetz, sagt Astra-Vizedirektor Guido Biaggio: «Wenn der gesamte Nord-Süd-Verkehr über Luzern umgeleitet werden muss, führt das zu massiven Staus auf den anderen Strecken».
Allerdings: Wenn das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts da ist, können es die Umweltverbände noch immer ans Bundesgericht weiterziehen. Diese Option halte man sich offen, sagt Django Betschart von der Alpeninitiative. Und auch ohne Weiterzug dauert es noch bis zur neuen Axenstrasse: Das Astra geht davon aus, dass sie frühstens um 2031 eröffnet werden kann.