Am 13. August findet das Nordwestschweizer Schwingfest in der Solothurner Gemeinde Deitingen statt. Die Organisatoren setzen beim Aufbau des Festes auf Freiwillige. Mit dabei sind auch 40 Geflüchtete aus dem Bundesasylzentrum der Nachbargemeinde Flumenthal. Ausgerechnet aus jenem Asylzentrum, gegen das sich Deitingen bis vor Bundesgericht gewehrt hatte. Was hat geändert?
«Die Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen läuft gut. Sie haben eine Betreuungsperson, sind pünktlich, machen gut mit und haben Spass. Das zählt», sagt OK-Vizepräsident Raphael Kofmel.
Vor allem Tageseinsätze seien schwierig abzudecken, deshalb sei das OK froh um die Mithilfe der Flüchtlinge. Für sie wiederum sei der Aufbau der Schwingfestinfrastruktur eine willkommene Abwechslung zum Alltag im Asylzentrum.
Am Anfang waren sie nicht willkommen
Als vor ein paar Jahren klar wurde, dass bei Deitingen ein Asylzentrum des Bundes gebaut und eröffnet wird, wehrte sich das Dorf. Angst vor Kriminalität und Belästigungen dominierten die Diskussionen. Der Gemeinderat ging bis vor Bundesgericht.
Heute sei die Situation anders, sagt Gemeindepräsident Bruno Eberhard: «Ein Bundesasylzentrum ist für eine Gemeinde nie ein Standortvorteil.» Der Betrieb des Zentrums laufe unterdessen ziemlich gut. Es sei sinnvoll, dass die Flüchtlinge eine Alltagsbeschäftigung hätten, so Eberhard weiter.
Für die Zuschauerinnen und Zuschauer wird seit Anfang August eine grössere Infrastruktur mit zwei grossen und einer kleineren Tribüne aufgebaut, mit rund 4500 Sitzplätzen. Total werden über 5000 Besuchende am Schwingfest erwartet. Hunderte Helferinnen und Helfer sind im Einsatz.
Über diesen Sport weiss ich nichts. Aber es ist cool, etwas Neues kennenzulernen.
Unter den Helfern ist ein junger Mann, der aus Kolumbien geflüchtet ist: «Über diesen Sport weiss ich nichts. Aber wie cool ist es, etwas Neues kennenzulernen», sagt er. Die Arbeit hier sei eine gute Ablenkung, fügt er an. Ein anderer Mann, der ebenfalls Spanisch spricht und beim Aufbau mithilft, denkt ähnlich: «Wir sind viel drinnen. Hier können wir etwas anderes sehen. Eine wirklich gute Ablenkung. Es ist ausgezeichnet. Ich habe das vermisst.»
Die Zuständigen der Gemeinde Deitingen hoffen, dass der Einsatz der Flüchtlinge am Schwingfest auch weitere Akzeptanz der Bewohnerinnen und Bewohner generiert. Allenfalls könne der grosse Einsatz ja ein Vorreiterprojekt für weitere Einsätze werden. Die Hilfe am Schwingfest ist der bisher grösste Einsatz der Flüchtlinge im Bundesasylzentrum nebenan. Kritische Stimmen im Dorf werde es aber immer geben, ist sich auch Gemeindepräsident Eberhard bewusst.