- Schutz und Rettung Zürich ist derzeit gefordert, die Einsatzzahlen sind stark gestiegen.
- Zur Entlastung testet die Organisation nun als erste in der Schweiz einen neuen Beruf.
- Bei nicht lebensbedrohlichen Fällen soll künftig nur noch eine spezialisierte Fachperson alleine ausrücken.
37'806 Mal sind Rettungssanitäterinnen und -sanitäter von Schutz und Rettung Zürich (SRZ) 2022 ausgerückt. Das sind 9.4 Prozent mehr Einsätze als noch im Vorjahr.
Dies liege zum einen am Bevölkerungswachstum, sagt SRZ-Mediensprecher Urs Eberle. Ein weiterer Grund sei aber, dass viele Patientinnen und Patienten keinen Hausarzt mehr haben. Sie greifen deshalb schneller zum Telefon und wählen die Notfallnummer 144.
Patientinnen und Patienten wählen heute schneller die Notfallnummer 144.
Bei sämtlichen knapp 40'000 Einsätzen von SRZ rückten zwei diplomierte Rettungssanitäter samt Rettungsfahrzeug aus – in 3000 bis 4000 Fällen davon umsonst.
Dabei handle es sich um sogenannte C-Fälle, wie Urs Eberle sagt: «In nicht lebensbedrohlichen Situationen könnte der betroffenen Person auch anderweitig geholfen werden – durch einen Notfallarzt, eine Hausärztin oder in einer Permanence.»
Der «Sanitäter light» soll unnötige Fahrten verhindern
Eine solche Triage – noch bevor die Ambulanz überhaupt ausrückt – möchte Schutz und Rettung Zürich künftig ermöglichen. Seit letztem Jahr läuft ein Pilotprojekt mit sogenannten prä-klinischen Fachspezialistinnen und -spezialisten.
SRZ liess zwei Rettungssanitäter die Ausbildung zum klinischen Fachspezialisten besuchen, die es derzeit bereits in den Spitälern gibt.
Die ausgebildeten Spezialisten rückten in nicht lebensbedrohlichen Fällen alleine aus. Sie untersuchten die Patientinnen und Patienten und beurteilten, ob es ein Rettungsfahrzeug mit voller Besatzung braucht – oder ob das medizinische Problem auch anderweitig gelöst werden kann.
Erste Tests sind ermutigend
«Die Ergebnisse aus der ersten Testphase sind sehr gut», sagt Urs Eberle. Nun, in einer zweiten Phase, will Schutz und Rettung Zürich zusätzliches Personal weiterbilden und das System weiter verfeinern.
Es liefen auch Gespräche mit der Gesundheitsdirektion sowie anderen Rettungsdiensten. Auch wie die Finanzierung geregelt werden soll, sei noch offen.
Die Rückmeldungen seien aber durchwegs positiv, sagt Urs Eberle: «Wir gehen davon aus, dass das neue Berufsbild vielleicht schon bald gesamtschweizerisch eingeführt werden könnte.» Denn nicht nur SRZ, sondern auch alle anderen Rettungsdienste seien stark belastet und litten unter dem Fachkräftemangel.