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Wie die Allgemeinheit von Stiftungen profitiert
Aus Echo der Zeit vom 30.06.2019. Bild: Keystone
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Nutzen für die Allgemeinheit Lohnt es sich, Stiftungen von Steuern zu befreien?

Laut einer Studie zahlen sich steuerbefreite Stiftungen für die Gesellschaft aus. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

Wer Geld für einen guten Zweck stiftet, muss in der Schweiz keine Steuern dafür bezahlen. Doch ist das im Sinne der Allgemeinheit? Diese Frage stellt sich der Öffentlichkeit und den kantonalen Steuerbehörden, denn sie entscheiden, ob eine Stiftung gemeinnützig ist.

Eine Studie des Stiftungsverbands Swiss Foundations und des Beratungsunternehmens PwC kommt zum Schluss: Ja, die Steuerbefreiung nützt der Gesellschaft.

Ausschüttung gegen Steuerausfall

Den Kern der Studie bildet eine Vergleichsrechnung. Auf der einen Seite ist jenes Geld, das ein Stifter an die Allgemeinheit ausschüttet. Auf der anderen Seite ist der Betrag, der der Allgemeinheit entgeht, weil der Stifter weniger bis keine Steuern bezahlt.

Das Fazit: Je nach Modellrechnung übersteigen die Ausschüttungen den Steuerausfall bereits nach kurzer Zeit. Mit anderen Worten: Die Stiftung rentiert für die Allgemeinheit – für Lukas von Orelli, Präsident von Swiss Foundations, eine gute Nachricht.

Es sei immer wieder die Frage aufgetaucht, ob sich ein Mehrwert der Stiftungen für die Gesellschaft belegen lasse. Laut von Orelli konnte nun erstmals nachgewiesen werden, dass ein solcher existiert.

Dieser Mehrwert ist nicht zu unterschätzen, denn immerhin gibt es in der Schweiz mehr als 13'000 gemeinnützige Stiftungen. Sie schütten jährlich mehr als zwei Milliarden Franken aus.

Für den emeritierten Soziologieprofessor und Kenner der Schweizer Stiftungslandschaft Ueli Mäder greift die Studie zu kurz. Sie mache eine Modellrechnung, und das sei immer eine Vereinfachung. «Es ist wichtig, nicht bei diesem pauschalen Fazit stehenzubleiben, sondern zu differenzieren.»

Mäder stellt die Grundannahme der Autoren in Frage, wonach ein gestifteter Franken den gleichen Wert wie ein Steuerfranken hat. Denn während Politik und Gesellschaft mitbestimmen, wofür der Steuerfranken ausgegeben wird, liegt das bei Stiftungen im Ermessen des Stifters.

Deshalb flössen die Mittel nicht immer dorthin, wo sie am meisten benötigt würden. Denn auch das Prestige spiele eine Rolle bei der Motivation, Geld zu stiften. «Teilweise gibt es Hemmungen, in wichtigen Bereichen wie etwa der Flüchtlingshilfe tätig zu werden.»

Kommt hinzu, dass der Stiftungszweck vom Stifter festgelegt wird und nachträglich nicht geändert werden kann. Dadurch dauert es länger, bis sich die Stiftungslandschaft gesellschaftlichen Veränderungen anpasst.

Dass Stiftungen einen langfristigen Horizont haben, ist laut von Orelli aber auch ein Vorteil. Die Stiftungen könnten Risiken eingehen und ihr Geld dort einsetzen, wo Staat, Industrie oder NGOs nicht tätig seien.

Ergänzen, aber nicht ersetzen

Der Verbandspräsident und der emeritierte Professor sind sich einig, dass Stiftungen komplementär zu Staat und NGOs fungieren können. Bei Ueli Mäder bleiben aber Vorbehalte: «Es ist für mich kein besonders demokratisches Modell, aber eines, das Sinn machen kann – aber nie ersetzend zum Staat, sondern immer nur ergänzend», betont Mäder.

Dass Stiftungen im grossen Stil Staatsaufgaben übernehmen, will man auch bei Swiss Foundations nicht. Und das scheint derzeit auch kein realistisches Szenario zu sein. Mit jährlichen Ausschüttungen von zwei Milliarden Franken haben Stiftungen schlicht nicht das Volumen dazu. Zum Vergleich: Die Staatsausgaben liegen – selbst wenn man die Kantone nicht mitrechnet – um das Vierzigfache über jenen der Stiftungen.

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