Die Schweizer Obstproduzentinnen und -produzenten haben mit der Ernte ein paar Tage früher als üblich begonnen und erwarten gute Erträge. Erstmals wurde auf mehr als 85 Prozent der Kernobstfläche nach dem neuen Branchenprogramm «Nachhaltigkeit Früchte» produziert. Damit werde die Produktion nachhaltiger und die Umwelt geschont, hiess es vom Verband an seiner Medienkonferenz im thurgauischen Fruthwilen.
Schutz von Pflanzen, Böden und Wasser
Das Programm mit den 90 Massnahmen umfasst Nachhaltigkeitsziele wie Pflanzenschutz, Bodenfruchtbarkeit und Düngung, Biodiversität oder Wassernutzung. Dieses Programm sei eine Antwort auf die gestiegenen Ansprüche der Konsumierenden, des Marktes und der Politik. Die Bemühungen, Obst nachhaltiger zu produzieren, stossen laut Verband auf breite Unterstützung.
Wir wollen kein Luxusgut kreieren.
Ein Grossteil der Produzenten, aber auch die führenden Detailhändler stehen hinter dem Programm, das «kein neues Label auf den Markt bringt», wie der Präsident des Schweizer Obstverbands, der Thurgauer Obstproduzent Jürg Hess, betont. Es baut auf dem Label «Suisse Garantie» auf, das vor allem den Schweizer Anbau garantiert. Darüber hinaus kommt neu der Standard «Nachhaltigkeit Früchte», bei dem die Bauern freiwillig noch mehr leisten können.
Teurer werde der Apfel und die Birne, produziert nach dem «Nachhaltigkeit Früchte»-Standard ziemlich sicher schon, sagt Urs Müller, Berater am Thurgauer Landwirtschaftszentrum Arenenberg. Schliesslich erhalten die Obstbauern von den Händlern für ihren Mehraufwand zusätzliche sechs Rappen pro Kilogramm Kernobst.
Das wird an der Front einen gewissen Teuerungsschub auslösen.
Wie viel von diesem Mehrpreis auf den Kunden überwälzt wird, sei noch offen. «Das wird an der Front einen gewissen Teuerungsschub auslösen», sagt dazu Urs Müller. Und Jürg Hess meint: «Wir wollen kein Luxusgut kreieren, das für die einzelnen Konsumierenden bald nicht mehr erschwinglich ist.»
Die Bauern seien von den vielen Wechseln, ausgelöst durch die Argrarpolitik, müde geworden. Darum sieht Urs Müller die Einigung auf den neuen Standard «Nachhaltigkeit Früchte» als grossen Gewinn für die Obstbranche. Es sei die Einigung auf eben die 90 Nachhaltigkeits-Massnahmen, von denen die Obstbäuerinnen und Obstbauern in diesem Jahr 30 erfüllen müssen. Jährlich sollen es zehn Massnahmen mehr sein.
Um die Bauern nicht zu überfordern, habe der Verband bewusst bei der Umsetzung der ersten 30 Massnahmen mit den Äpfeln und Birnen gestartet, sagt Verbandspräsident Jürg Hess. Bis in zwei Jahren soll der Branchenstandard dann auch auf Steinobst, also Zwetschgen, Aprikosen und Kirschen, und später auf Beeren ausgebaut werden.