Wie sieht der Alltag eines Kontrolleurs aus? Und wie viel darf eine Tramfahrt kosten? Genau solchen Fragen geht der Podcast des Stadtberner Verkehrsbetriebs Bernmobil nach. Ein Bernmobil-Mediensprecher produziert, schreibt und moderiert den Podcast. Eine Folge kostet rund 3000 Franken.
Im Schnitt hören 1500 Menschen in eine Folge des Bernmobil-Podcasts rein, wie der Verkehrsbetrieb auf Anfrage mitteilt. Das ist – vergleichsweise – viel.
1000 Franken für eine Folge
Das Freiburger Kantonsspital HFR beauftragt Radio Freiburg, den Gesundheitspodcast «Treffpunkt Gesundheit am HFR» zu produzieren. Pro Folge zahlt das Spital nach eigenen Angaben 1000 Franken. Gehört wird eine Folge im Schnitt von 30 bis 40 Personen.
Meist wollen sie etwas erklären, Verständnis schaffen
Ein weiteres Beispiel: Die Stadt Winterthur hat vor ein paar Jahren die Winterthurer Podcastagentur Podcastschmiede damit beauftragt, einen Podcast zu produzieren. Das Thema: Winterthur im Jahr 2040. Sechs Folgen kosteten rund 10'000 Franken. Die Aufrufzahlen liegen gemäss Stadt Winterthur zwischen 260 und 670 pro Folge.
Immer mehr öffentliche Institutionen wollen einen Podcast
Solche «Behördenpodcasts», wie Nico Leuenberger sie nennt, sind im Trend. Leuenberger ist Gründer und CEO der Podcastschmiede. Diese realisiert oft Podcasts, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden. Etwa für das Kantonsspital Aarau, die Stadt Luzern oder die Kantonspolizei Solothurn. «Das hat schon vor zwei, drei Jahren angefangen, dass vermehrt solche Anfragen hereingekommen sind.»
Und warum haben öffentliche Institutionen Podcasts? «Meist wollen sie etwas erklären, Verständnis schaffen», so Leuenberger. Oft wolle man komplexe Themen kommunizieren, die man nicht in einem Social-Media-Video, Blogpost oder in einer Infobroschüre erklären könne. Aber wie viele Menschen muss ein Podcast erreichen, damit er die Ausgaben rechtfertigt?
Einmal hineinhören – 30 Franken
Pro Person, die einschaltet, kostet der Podcast von Bernmobil zwei Franken. Bernmobil-Mediensprecher Rolf Meyer ist zufrieden: «Wir haben das Gefühl, dass wir ein sehr interessiertes Publikum erreichen.» Auf die Kritik, der Podcast sei zu teuer, entgegnet Meyer: «Man kann sich immer fragen, ob ein Kanal der Unternehmenskommunikation zu teuer ist.» Der Podcast werde wie jeder andere Kanal geprüft. Auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Beim HFR kostet ein einzelner Stream etwa 30 Franken. Mediensprecherin Catherine Favre Kruit: «Man darf nicht vergessen, dass wir den Podcast erst letztes Jahr gestartet haben.» Die Themen blieben weiterhin aktuell. Und es sei mehr Werbung für den Podcast geplant. Ende Jahr wolle man das Projekt evaluieren.
Nicht nötig beim Podcast Winterthur 2040. Dieser war von Anfang an als geschlossene Reihe geplant. Auf die Frage, ob die Stadt Winterthur mit dem Podcast ihr Ziel erreicht habe, antwortet Mediensprecher Michael Graf: «Uns erreichten viele positive Rückmeldungen, von daher denken wir schon.»
Klar ist: Einfach nur einen Podcast zu haben, bringt auch als öffentliche Institution nichts. Er muss auch die Menschen erreichen, die etwas über die Organisation erfahren möchten, die sie mitfinanzieren.