Seit der Pandemie sind viele im Homeoffice geblieben, pendeln nicht mehr täglich zur Arbeit. Zudem arbeiten mehr Personen Teilzeit. Ein Zonen- oder Generalabonnement (GA) lohnt sich für sie kaum mehr.
Der Preisüberwacher hat deshalb neue Abo-Modelle gefordert. Die ÖV-Unternehmen führen nun mit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2023 neue Angebote ein. Eine Übersicht.
Guthaben mit Bonus
Schweizweit eingeführt wird das ÖV-Guthaben. Bei diesem Modell zahlen Kundinnen zum Beispiel 2100 Franken und erhalten einen Bonus von 900 Franken. Die 3000 Franken können Kunden für Billette ausgeben. Fährt man deutlich weniger, bekommt man das Geld zurück – mit Ausnahme des Bonus.
Die Betriebe des öffentlichen Verkehrs führen ein solches Angebot im Dezember schweizweit ein, und zwar in drei Varianten:
- 3000 Franken Guthaben zum Preis von 2100 Franken
- 2000 Franken Guthaben zum Preis von 1500 Franken
- 1000 Franken Guthaben zum Preis von 800 Franken
Ein Pilotversuch nur in der Region Zug war nicht erfolgreich, deswegen wird das Guthabenmodell nur schweizweit eingeführt. Andere Angebote wie das Flexi-Abo oder das Preis-Capping gibt es dagegen vorerst nur in einzelnen Tarifverbunden.
Ein neues Modell testet seit November 2023 der ZVV (Zürcher Verkehrsverbund), das Bonusmodell für Gelegenheitsreisende. Dabei erhalten ÖV-Nutzende für gesammelte Reisetage einen Bonus im Folgemonat gutgeschrieben. Je mehr Reisetage pro Monat gesammelt werden, desto höher ist der Bonus in Prozenten.
Frei wählbare Reisetage
Mit dem neuen Modell Flexi-Abo zahlen Nutzerinnen nur eine gewisse Anzahl Tage, nicht 365 Tage. Zum Beispiel 100 Tage auf dem Swisspass-Konto können innerhalb eines Jahres eingelöst werden. Vier Westschweizer Verkehrsverbunde führen Flexi-Abo mit dem Fahrplanwechsel ein. Auch in der Zentralschweiz gibt es das Angebot neu.
Der Leiter des Zentralschweizer Tarifverbunds Passepartout, Markus Flückiger, betont, dass das neue Angebot weder das GA noch die Zonenabos ablösen soll. «Es ist keine Konkurrenz. Es ist ergänzend.»
Preisdeckel für Billette
Ein weiteres Modell, das Preis-Capping, gibt es auf dem Gebiet der A-Welle, die Teile der Kantone Aargau und Solothurn umfasst. Kundinnen und Kunden kaufen dabei Einzelbillette. Erreicht die Summe der Einzelbillette innerhalb eines Monats eine bestimmte Grenze, z.B. 100 Franken, wird einem das, was man mehr bezahlt, gutgeschrieben.
Der Deckelbetrag variiert je nach Zone, liegt aber immer 10 Prozent höher als der entsprechende Abopreis. Wer ein Monatsabo im Voraus löst, fährt weiterhin günstiger als mit dem Preisdeckel. Dafür ist, wer das Preis-Capping nutzt, flexibler.
Die A-Welle hat dieses Modell getestet und führt es weiter. Eigentlich habe die A-Welle mit weniger Ertrag gerechnet, sagt Projektleiterin Monika Moritz. «Aber wir haben gesehen, dass wir mehr Einnahmen generiert haben.» Auch bei Passepartout rechnen die Verantwortlichen dank Flexi-Abo mit Mehreinnahmen, da die Leute dank neuen Modellen mehr unterwegs seien.
Kritik des Konsumentenschutzes
Die Stiftung für Konsumentenschutz begrüsst die flexibleren und günstigeren Abonnemente. Allerdings zeigt sie sich auch kritisch, da alle Modelle nur via Internet oder Smartphone funktionieren.
Wer sich in der digitalen Welt weniger gut auskennt, kann von den neuen Angeboten nicht profitieren. Zudem gebe es Fragen betreffend Datenschutz. Anonymes Zugfahren ist mit den neuen Abos nämlich kaum mehr möglich.