Es ist noch keine zwei Jahre her, als die Post in Sion begann, zwei kleine Busse ohne Chauffeur herumfahren zu lassen. Sie ernst zu nehmen fiel schwer.
Der Grund: Die Vehikel lösen optisch mehr «Jöh!» als «Wow!» aus. Das ist gewollt, schliesslich sollen wir uns nicht fürchten vor der neuen Technologie. Ernst nehmen sollten wir sie aber dennoch, denn Strecken, die von autonomen Mini-Bussen gemeistert werden, nehmen zu. Die «Shuttles» beginnen sich durchzusetzen.
Hier fahren Busse selbständig – oder tun es bald
Früh am Start war die Post. In Sion gehören zwei «Smart Shuttles» seit Juni 2016 zum Stadtbild und sind weitherum akzeptiert. Seit kurzem misst die dort gefahrene Strecke drei Kilometer. Sie ist damit doppelt so lange wie die ursprüngliche Route und verbindet den Bahnhof mit der Innenstadt, was das Angebot für Pendler interessant macht.
Jetzt werden zwei Lichtsignale für die Busse umgerüstet. Bald sollen sie drahtlos mit den beiden Fahrzeugen kommunizieren können und ihnen damit jeweils die Fahrbahn freigeben, damit sie die Stelle autonom passieren können. Derzeit muss noch ein Sicherheitsfahrer im manuellen Modus an dieser heiklen Stelle eingreifen.
In Bern hat die Post ein Testgelände, auf dem ebenfalls ein Shuttle herumkurvt – allerdings nicht für die Öffentlichkeit.
Ein weiteres Projekt in Maienfeld kommt vorläufig nicht zustande, weil die gegenwärtige Generation der Fahrzeuge nicht in der Lage ist, die zwei Kilometer lange Steigung von Maienfeld bis zum Heididorf in Rofels zu bewältigen.
In Neuhausen fährt seit dem 27. März 2018 ein Shuttle im Ortskern herum. Die Verkehrsbetriebe Schaffhausen haben den Bus in ihr ÖV-Leitsystem integriert, die ETH macht eine Begleitstudie zur Akzeptanz in der Bevölkerung.
Mit demselben Fahrzeug führten zuvor in Zürich die Verkehrsbetriebe im Februar 2018 einen internen Testbetrieb durch.
Die Verkehrsbetriebe Freiburg haben seit Ende 2017 zwei Shuttles im Einsatz. Einer davon fährt zum Marly Innovation Center und bindet das abgelegene Quartier damit an das ÖV-Netz der Stadt an.
Am diesjährigen Autosalon Genf verkehrten zwei Shuttles auf dem Messegelände. Die Verkehrsbetriebe wollen nun eine Testlinie mit den Kleinbussen etablieren, die Genehmigung dafür steht noch aus. Die Strecke soll in Meyrin entstehen.
Auch die SBB hat einen Test begonnen: Ihr autonomer Bus ist auf den Strassen von Zug zu sehen. In einer ersten Phase werden die Strassen kartographiert. Später finden Testfahrten mit Ingenieuren des Projekts statt. Wann normale Passagiere den Bus benutzen können, ist offen.
Was bringen die selbst fahrende Kleinbusse?
Die selbst fahrenden Busse werden zu zwei Zwecken eingesetzt.
Als Attraktion: Sie bedienen eine touristische Strecke, wie jene in Neuhausen oder Maienfeld und ziehen dadurch Besucher an.
Als Kosten-Einsparer: Strecken in abgelegene Stadtquartiere oder Täler sind oft so schlecht ausgelastet, dass sie nicht kostendeckend zu betreiben sind. Selbstfahrende Mini-Busse sparen Lohnkosten, weil sie keinen Chauffeur benötigen, sind flexibler, weil sie 24 Stunden am Tag im Dienst stehen können und sind weniger an einen Fahrplan gebunden. Sie fungieren als Sammeltaxis, die per Smartphone zu einer bestimmten Stelle bestellt werden können und so «die letzte Meile» überbrücken bis zu einem ÖV-Netz.
Wieso sehen die Busse alle ähnlich aus?
Egal wo und von wem: Wenn es um selbstfahrende Busse geht, stammen diese aus Frankreich. Entweder kommt der «Arma» von Navya zum Einsatz oder der «EZ 10» von Easymile. Die französischen Firmen haben sich zu Spezialisten für autonome Fahrzeuge gemausert. Je nach Projekt kommen weitere Firmen hinzu, vor allem wenn es um die Steuerung oder die Integration des Fahrzeuges in ein ÖV-Leitsystem geht.