In den beiden Zürcher Quartieren Altstetten und Albisrieden, im Westen von Zürich, bricht am Dienstagabend, 10. November, eine neue Ära an: von 20 bis 24 Uhr sind auch Busse unterwegs, die nicht mehr einem festgelegten Fahrplan folgen. Sie können flexibel mit einer App bestellt werden. «Pikmi» heisst das neue Angebot, angelegt als 18-monatiger Pilotversuch.
Wir erschliessen das ganze Quartier mit dem virtuellen Bus.
Die VBZ wolle damit auf die veränderten Gewohnheiten ihrer Kundschaft reagieren, wie es in der Medienmitteilung heisst. Der Versuch solle auch aufzeigen, inwiefern sich der ÖV «mit neuen Ansätzen effizienter betreiben lasse».
Flexibler als der Bus nach Fahrplan
Der ÖV in Zürich sei sehr gut ausgebaut, sagt dazu der zuständige Stadtrat Michael Baumer, aber: «Wenn er Schwächen hat, dann in den Quartieren.» Dort gebe es die Quartierbusse auf fixen Linien, die häufig nur im Halbstundentakt unterwegs seien. Die «letzte Meile» soll mit dem Rufbus attraktiver werden: «Pikmi erschliesst als quasi virtueller Quartierbus das ganze Quartier», so Baumer.
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Bild 1 von 5. Eine Fahrt wird über die Pikmi-App gebucht. Wer kein Smartphone hat, kann den Bus aber auch via Telefon bestellen. Die App zeigt den Fahrgästen die voraussichtliche Wartezeit bis zur Abholung, und den Laufweg zur nächsten Haltestelle an. Bildquelle: VBZ / Patrick Mattes Bildrechte Grafiken: VBZ.
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Bild 2 von 5. Ähnliche Buchungsanfragen werden vom System zusammengefasst, dabei berechnet es die effizienteste Route des Fahrzeuges in Echtzeit. Bildquelle: VBZ / Patrick Mattes Bildrechte Grafiken: VBZ.
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Bild 3 von 5. Im Gegensatz zum ÖV verkehrt «Pikmi» nicht auf einer fixen Route oder nach einem festgelegten Fahrplan. Zusätzlich zu den Haltestellen des VBZ sind rund 150 weitere Haltepunkte für den Rufbus definiert. Diese «virtuellen» Haltestellen haben keine Infrastruktur. Ihr Standort wird stattdessen in der App beschrieben. Bildquelle: VBZ / Patrick Mattes Bildrechte Grafiken: VBZ.
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Bild 4 von 5. Bei jeder Fahrt muss man also damit rechnen, dass die Route leicht verändert wird und weitere Fahrgäste zusteigen. Wegen Covid-19 werden von fünf maximal drei Sitzplätze genutzt und es gilt wie im ÖV eine Maskenpflicht. Bildquelle: VBZ / Patrick Mattes Bildrechte Grafiken: VBZ.
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Bild 5 von 5. Für die Kunden sollen die Wege kurz sein. «Der nächste Haltepunkt liegt für die Kundinnen und Kunden gleich um die Ecke», verspricht VBZ-Direktor Guido Schoch. Wie für den normalen ÖV benötigen die Passagiere ein Ticket für die Stadt Zürich (Zone 10) oder ein entsprechendes Abo. Bildquelle: VBZ / Patrick Mattes Bildrechte Grafiken: VBZ.
Dies ist der Stadt auch deshalb wichtig, weil seit der Covid-Pandemie der ÖV an Attraktivität verloren hat. Viele Pendlerinnen sitzen zur Zeit lieber ins eigene Auto als in einen vollen Bus. Hier will man mit «Pikmi» die Kundschaft wieder an Bord, respektive, in den flexiblen Rufbus holen.
Keine Freude am Angebot haben verschiedene Taxibetreiber, sie sehen im Rufbus eine unerwünschte Konkurrenz. Eine Ansicht, die die Stadt nicht teilt: Anders als ein Taxi könne der Rufbus unterwegs auch kurzfristig die Route leicht ändern, um andere Fahrgäste mitzunehmen, so der Projektleiter Silvan Weber.
Läuft der Versuch gut, könnte dies mittelfristig das Aus für die normalen Quartierbusse bedeuten. Das werde sich zeigen, so Stadtrat Michael Baumer: «Wir wollen jetzt herausfinden, ob dieses System attraktiver ist für die Kunden, als 30 Minuten auf den nächsten Bus zu warten.»
Die Verantwortlichen der VBZ sind überzeugt, dass sich auch ältere Quartierbewohnerinnen und -bewohner mit dem neuen Angebot anfreunden werden. Vor allem, weil es auch eine althergebrachte Bestellmöglichkeit gibt für den Bus: «Wer sich die App nicht zutraut», so Projektleiter Silvan Weber, «kann den Bus telefonisch bestellen.»