- Sollen während der Corona-Krise Matura-Prüfungen stattfinden? Die kantonalen Erziehungsdirektoren sind sich in dieser Frage nicht einig.
- Gymnasiastinnen und Kanti-Schüler könnten somit dieses Jahr ohne Prüfung zu ihrem Abschluss kommen.
- Jetzt soll der Bundesrat entscheiden.
Die Ungewissheit ist für die Maturandinnen und Maturanden nicht einfach. Im Moment wissen sie nicht mit Sicherheit, ob die Maturaprüfungen stattfinden werden oder nicht. Was tun? Den ganzen Tag büffeln? Oder in der Hängematte liegen?
Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) konnte sich nicht einigen. Klar ist, dass der Präsenzunterricht bis zum 8. Juni nicht möglich ist. In den meisten Kantonen jedoch beginnen die mündlichen und schriftlichen Prüfungen schon vorher.
Ziemlich sicher keine mündliche Prüfung
Die EDK schlägt dem Bundesrat vor, dass auf die mündlichen Prüfungen verzichtet werden soll, dass es den Kantonen aber auch erlaubt sein soll, auf die schriftlichen Prüfungen zu verzichten. Dem Bundesrat wird beantragt, dies im Rahmen des Notrechts zu regeln.
Beim Verzicht auf die Prüfungen soll für die Matura-Noten auf die Erfahrungsnoten abgestützt werden. Das Argument: Wer es bis zur Matur geschafft hat, fällt kaum je durch. Nur etwa ein bis zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler fallen durch.
Strengere Ostschweiz
Manche Kantone möchten jedoch Prüfungen durchführen. Das sind vor allem die Ostschweizer Kantone und die kleinen Kantone, die von der Corona-Pandemie weniger betroffen sind und auch weniger Maturandinnen und Maturanden haben.
Zum Beispiel der Kanton Thurgau. Rund 560 Maturandinnen und Maturanden hat der Kanton dieses Jahr. Die Vorsteherin des Erziehungsdepartementes, SVP-Regierungsrätin Monika Knill, erklärt, in ihrem Kanton sei es möglich, die Hygienevorschriften auch bei den Prüfungen einzuhalten.
«Schlussbouquet gehört dazu»
Sie sieht in den Matura-Prüfungen aber auch einen emotionalen Wert: «In so einem Prozess, den die Jungen durchlaufen, steht am Schluss die persönliche Reife, da gibt es ganz unterschiedliche Formen, diese zu bewerten. Ein Element ist am Schluss auch diese Krönung, dieses Schlussbouquet, und das möchten wir den jungen Menschen nicht vorenthalten, das gehört irgendwie dazu.»
Zuspruch erhält Monika Knill von sehr vielen Eltern, sowie den Lehrerinnen und Lehrern. Sie findet aber auch, dass der Bundesrat es den Kantonen erlauben sollte, darauf zu verzichten.
Zürich fordert föderalistische Lösung
Das möchte zum Beispiel der Kanton Zürich. Mit rund 3000 Maturandinnen und Maturanden wäre es logistisch schwieriger, die Prüfungen in Corona-Zeiten sicher durchzuführen. Ausserdem argumentiert Erziehungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) damit, dass die Prüfungsnoten im Maturazeugnis insgesamt nur ein Fünftel zu den Noten beitragen. Man habe zudem in den Mittelschulen eine strenge Auswahl, beim Eintritt, bei jedem Semester, sodass kaum jemand bei den Maturaprüfungen durchfalle.
Als EDK-Präsidentin ist sie jedoch der Meinung, dass der Bundesrat es den Kantonen erlauben sollte, diese Frage selber zu entscheiden.
Für die Maturandinnen und Maturanden hat die Ungewissheit bald ein Ende. Noch diese Woche soll der Bundesrat entscheiden, ob ein Verzicht auf die schriftlichen Prüfungen möglich ist. Und dann heisst es für sie je nach Kanton: Vollgas geben – oder schon jetzt entspannt den Sommerferien entgegenschauen.