Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 Kilometern pro Stunde tuckert der kleine Toyota-Bus auf der Linie durch Schaffhausen. Das handelsübliche Fahrzeug wurde umgebaut und mit Elektronik und Sensoren so ausgestattet, dass es ganz ohne Chauffeur fahren kann. Ein Chauffeur war zwar jederzeit dabei, so schreibt es der Bund heute noch vor, aber nur zur Überwachung.
Über 8000 Kilometer hat der Bus auf der Linie 13 zwischen dem Bahnhof Schaffhausen und dem Quartier Stahlgiesserei seit April 2023 zurückgelegt – weitgehend autonom und vor allem unfallfrei. Auch bei Wind und Wetter, Schnee oder Regen. «Wir sind sehr positiv überrascht. Die technische Zuverlässigkeit lag bei 98 Prozent», sagt Matthias Rödter, der das Projekt beim Verein Swiss Transit Lab betreut hat. Dieser Wert sei für eine so innovative Technologie ausserordentlich hoch.
Die technische Zuverlässigkeit lag bei 98 Prozent.
An seine Grenzen gekommen sei das Fahrzeug nur zu Stosszeiten und bei einem Verkehrskreisel beim Bahnhof Schaffhausen, so Matthias Rödter. «Man unterschätzt, dass wir Autofahrerinnen und Autofahrer untereinander sehr häufig mit Gestik oder Mimik kommunizieren.» Das autonome Fahrzeug könne das nicht. «Als menschlicher Fahrer würde man sich noch schnell in den Kreisel hereindrücken, das autonome Fahrzeug ist hier zu vorsichtig und bremst.»
Trotz kleinerer Schwierigkeiten sprechen die Projektverantwortlichen von einem Erfolg. Der Pilotversuch in Schaffhausen sei ein zentraler Meilenstein für die Zukunft des automatisierten Fahrens.
Und doch wird der selbstfahrende Kleinbus nun ausgemustert. Der Grund: Die Buslinie ist überflüssig geworden. In Zukunft bedient eine neue Buslinie diese Strecke, mit einem normalen Bus. Die Erkenntnisse und Erfahrungen fliessen aber in neue Projekte mit ein.
Versuch in Zürich ganz ohne Chauffeur geplant
Bereits ab kommendem Jahr planen der Kanton Zürich, die SBB und der Verein Swiss Transit Lab im Zürcher Furttal einen Pilotversuch mit autonomen, führerlosen Autos und Rufbussen. Menschen, die etwas abgelegener wohnen, sollen künftig via App ein Auto bestellen können, das sie dann zum nächsten Bahnhof bringt.
Diese Fahrzeuge sollen, anders als in Schaffhausen, ganz ohne Sicherheitspersonal an Bord unterwegs sein. Dank einer Gesetzesänderung ist dies in Zukunft möglich.
Der Bundesrat hat am Freitag eine entsprechende Verordnung veröffentlicht. Diese gilt ab März 2025 und regelt verschiedene Aspekte rund um automatisierte Fahrzeuge. So sollen unter anderem auch autonome Fahrzeuge erlaubt sein, in denen niemand sitzt, allerdings nur auf behördlich genehmigten Strecken.
Schaffhausen verliert eine Touristen-Attraktion
Auch in Schaffhausen sind autonome Busse noch nicht vom Tisch. Matthias Rödter vom Verein Swiss Transit Lab spricht deshalb auch nicht von einem Abbruch, sondern einem Unterbruch des Projekts. «Wir sind in Gesprächen und natürlich daran interessiert, auch in Schaffhausen weitere Projekte zu lancieren.» Der autonome Bus stiess insbesondere auch bei Touristen auf ein positives Echo.
«Kürzlich kamen zwei japanische Touristen, die gleich sechs Fahrten im autonomen Bus machten», sagt Urs Holzthüm. Der pensionierte Polizist war als Sicherheitsfahrer im selbstfahrenden Bus unterwegs. Bei den Schaffhauserinnen und Schaffhausern brauche es noch etwas mehr Überzeugungsarbeit. «Einige hatten Angst und wären ohne Fahrer wohl nie in den Bus eingestiegen.»