Die Bilder, die aus den USA kommen, schockieren auch in Europa: Hunderte Menschen, die auf dem Boden sitzen oder liegen oder gekrümmt dastehen. Es sind Drogensüchtige in einem Quartier von Philadelphia. Oft wird es als weltweit grösster Drogenumschlagplatz beschrieben. Die meisten der Süchtigen konsumieren Fentanyl.
Fentanyl ist eine synthetisch hergestellte Droge. Sie ist wirksamer und billiger als Heroin – und entsprechend gefährlich. In den USA ist sie mittlerweile gar die Todesursache Nummer eins unter den 18- bis 49-Jährigen.
Wenn Heroinsüchtige nicht wissen, dass ihr Stoff mit Fentanyl gestreckt ist, könnte der Konsum für sie tödlich sein.
Auf der Basler Verwaltung befürchtet Regine Steinauer, Leiterin der Abteilung Sucht, Fentanyl könnte auch in die Schweiz zu viel Leid führen. Besonders gefährdet sind Süchtige, die Heroin konsumieren. Fentanyl kann Heroin nämlich beigefügt werden - auch, ohne dass die Süchtigen das wissen.
«Heroin-Konsumentinnen und -Konsumenten wissen zwar in der Regel, wie viel Stoff sie vertragen», sagt Steinauer. «Aber wenn sie nicht wissen, dass ihr Stoff mit Fentanyl gestreckt ist, könnte der Konsum für sie tödlich sein.»
Ersatz für Heroin
Heroin ist in der Schweiz zuletzt wieder vermehrt aufgetaucht; in Basel und in Zürich. Zudem gibt es aus Sicht der Süchtigen ein Problem: Afghanistan ist das Hauptanbauland von Schlafmohn, aus welchem Heroin hergestellt wird. Der Anbau ist dort aber seit 2022 verboten. Deshalb gibt es weniger Heroin auf dem Markt. Und Fentanyl wird in den USA auch zum Strecken von Heroin benutzt.
In Basel will man herausfinden, wie oft Fentanyl in der Schweiz konsumiert wird. Man wisse von Einzelfällen in Zürich, sagt Regine Steinauer. «Deshalb schauen wir in Basel jetzt viel genauer, was die Süchtigen konsumieren.» Dafür arbeite man mit bestehenden Institutionen, der Polizei und nicht zuletzt den Süchtigen zusammen.
Einzelfälle oder Trend?
«Wir wollen die Informationen über Einzelfälle sammeln, falls es solche in Basel gibt», erklärt Steinauer. «So bekommen wir einen Überblick, ob es sich tatsächlich nur um einen Einzelfall handelt, oder ob es einen Trend gibt.»
Um dieses Monitoring aufzugleisen, will der Kanton mit verschiedenen Organisationen und Stellen zusammen arbeiten. Zum Beispiel mit dem «Drug Checking». Da bringen Leute ihre Drogen vorbei, um zu testen, welche Stoffe darin enthalten sind, also ob die Drogen verunreinigt sind. «Die Beobachtungen des Drug Checking sind für uns wertvoll», sagt Steinauer. Ebenso die Informationen von Süchtigen oder der Polizei. «Die Polizei beschlagnahmt Drogen, und diese können wir dann untersuchen.»
Mit dem Monitoring will Basel-Stadt verhindern, dass sich eine Krise wie in den USA anbahnen kann. Tauchen Fentanyl oder andere synthetische Opioide auf Basels Strassen auf, will der Kanton nämlich handeln. Derzeit arbeite man an einem Massnahmenkatalog, sagt Steinauer. «Darin ist neben der Behandlung der Süchtigen auch die Sensibilisierung von Fachpersonen vorgesehen.»