Die Therapie von Heroinsucht hat ein Problem. Sie ist abhängig von einigen wenigen Medikamenten. Thilo Beck ist Chefarzt Psychiatrie im Zentrum für Suchtmedizin in Zürich und im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin.
Er bringt das Problem auf den Punkt: «Das ist wie bei einem Bluthochdruck oder Diabetes. Da kann man das Medikament, das der Patient am besten verträgt, auch nicht einfach auswechseln.» Und wenn man die Behandlung nicht weiterführen könne, würden die Patientinnen und Patienten in Schwierigkeiten geraten.
Kontrollierte Abgabe stabilisiert Suchtkranke
In der Schweiz werden Menschen mit einer Heroinsucht mit einer sogenannten Opioid-Agonisten-Therapie behandelt. Das Ziel dabei ist: Durch eine kontrollierte Abgabe von Opiaten soll das Leben von Betroffenen stabilisiert werden, damit sie nicht mehr illegal auf der Strasse ihren Stoff beziehen müssen.
Das ist wie bei Bluthochdruck oder Diabetes. Da kann man das Medikament auch nicht einfach auswechseln.
Diese Therapieform braucht jedoch sehr starke Opiate und davon gibt es nicht viele. Rund 18'000 Menschen sind laut der Schweizerischen Gesellschaft für Suchtmedizin hierzulande in einer solchen Opioid-Langzeitbehandlung. Rund ein Drittel davon nimmt ein Opiat namens «Sevre Long» und dieses ist seit einigen Monaten knapp.
Einige Patienten fallen wieder in den Konsum von illegalem Heroin zurück.
Der Bund verpflichtet den Hersteller von «Sevre Long» eigentlich dazu, einen Dreimonatsvorrat anzulegen. Dieser Vorrat ist zwar noch nicht leer, aber dennoch kommen die Lieferungen nicht verlässlich genug bei den Apotheken an. Die Ärztinnen und Ärzte müssen auf andere Medikamente ausweichen.
Einschneidende Folgen
Beck erklärt: «Die Folgen sind, dass einige der Patienten dann wieder in den Konsum von illegalem Heroin zurückfallen, weil sie mit der Umstellung auf ein anderes Präparat nicht zurechtkommen. Sie gehen zum Teil dann auch in der Behandlung verloren.»
Sie kommen mit der Umstellung auf ein anderes Präparat nicht zurecht.
Dass es Engpässe bei Medikamenten für die Drogenersatztherapie gibt, wertet Beck als Zeichen dafür, dass das öffentliche Interesse an der Behandlung von Heroinsuchtkranken stark nachgelassen habe.
Das wiederum könne ein Stück weit auch dem Erfolg der Drogenersatztherapie geschuldet sein. Schlussendlich sind mit ihr die Suchtkranken von der Strasse verschwunden und damit auch aus den Augen der Öffentlichkeit.