16 Kletterrouten, über 1800 Haltegriffe, die obersten auf 45 Metern Höhe: Der neue Freiluft-Kletterspot an zwei Hauptpfeilern des Felsenauviadukts der Autobahn A1 bei Bern hat es in sich.
Geklettert wird mit Blick auf die Aare, an einem Baudenkmal von nationaler Bedeutung und mitten im Siedlungsgebiet: «Jetzt müssen wir zum Trainieren nicht mehr in die Berge fahren und die Brücke ist nicht mehr nur für die Autos da», freut sich Projektleiterin Sophie Bigler, Co-Leiterin Jugend beim SAC Bern.
Sechsjähriger Kampf wegen Toiletten, Parkplätzen und Einsprachen
Hartnäckigkeit, Frustrationstoleranz und geschicktes Lobbying ermöglichen in Bern die Freiluft-Kletter-Premiere in der Engehalde, einem Aussenquartier von Bern. Sechs Jahre lang haben Sophie Bigler und ihre Mitstreitenden für das Vorhaben gekämpft.
Die drei Hürden seien die Toiletten, die Parkplätze und die befürchteten Ruhestörungen gewesen, sagt Sophie Bigler. Beim Felsenauviadukt kommt noch der Denkmalschutz hinzu.
Denn das 1.1 kilometerlange Felsenauviadukt ist ein Monument des Schweizer Nationalstrassenbaus und denkmalgeschützt. Geklettert werden darf deswegen nur an den Innenseiten eines Doppelpfeilers und grell-leuchtende Klettergriffe sind tabu.
Mit diesem Kompromiss gelang es den Initianten, die städtische Denkmalpflege für die Realisierung zu gewinnen.
Anwohnende kämpften gegen das Kletterprojekt
Der grösste Brocken waren dann Einsprachen von Anwohnenden, die um ihre Ruhe im Quartier fürchten und sich gegen das Projekt wehrten. Es gibt aber auch Befürworter unter den Quartierorganisationen: «Klettern ist mit wenig Emissionen verbunden, das haben wir den besorgten Anwohnern zu erklären versucht», sagt Pascal Aebli vom Quartierleist Engehalbinsel. Die verbliebenen Einsprachen wurden vom Regierungsstatthalteramt Mittelland als unbegründet abgewiesen.
Interesse aus der ganzen Schweiz
Nach rund 800 Stunden Freiwilligenarbeit wird das Berner Autobahnviadukt aus den 1970er-Jahren nun auch zur Freizeitattraktion.
Die erfolgreichen Kämpferinnen und Kämpfer des SAC Bern sind gerne bereit, ihre Erfahrungen aus sechs Jahren «Chnorz» mit Interessierten aus der übrigen Schweiz zu teilen. Auf die Frage, ob es bereits Anfragen gebe, antworten sie verschmitzt: «Natürlich!»