Pro Woche meldet sich durchschnittlich eine Person bei der Beratungsstelle. Dies zeigt eine Auswertung der Zürcher Gesundheitsdirektion. Sie hat das Therapieangebot im vergangenen Juni lanciert. Es ist die erste Anlaufstelle in der Schweiz für Menschen mit pädosexuellen Neigungen. Im Kanton Zürich leben schätzungsweise 15'000 von ihnen.
Patienten sind durchschnittlich 38 Jahre alt
Innert eines Jahres haben 48 Männer und zwei Frauen bei der Fachstelle Hilfe gesucht. «Unser Ziel ist es, Betroffenen ein anonymes und kostenloses Angebot zu ermöglichen», sagt die zuständige Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli.
In diesem Sinne sei das Beratungsangebot erfolgreich gewesen. «Fünfzig Personen haben die Fachstelle kontaktiert, die sich behandeln lassen wollten.» Sie hätten ein Interesse daran, dass sie keinen Kindern schaden. Genau dies ist das Ziel der Fachstelle: Sie will Kinder besser vor sexuellen Übergriffen schützen.
Im Durchschnitt waren die Patientinnen und Patienten 38 Jahre alt. Die jüngste Person war 16-jährig, die älteste 69 Jahre alt. Die betroffenen Personen meldeten sich anonym per Telefon oder per E-Mail bei der Beratungsstelle.
«Häufig sind die Betroffenen sehr beschämt. Das Wort Pädophilie können sie nicht aussprechen», sagt Fanny de Tribolet. Sie leitet die Präventionsstelle Pädosexualität. Nach einem Erstgespräch würden sich die Patienten öffnen. «Denn bei uns erleben sie erstmals, dass ihnen jemand zuhört und sie trotz ihrer Störung annimmt.»
Während der Behandlung erfahren die Betroffenen, wie sie mit ihren Neigungen umgehen können. «Die Patientinnen und Patienten sind erleichtert, dass sie dies lernen – ohne straffällig zu werden oder Kindern zu schaden», sagt de Tribolet. Es finden Einzelgespräche und Gruppentherapien statt.
Auch Angehörige suchen Rat
Die Präventionsstelle Pädosexualität richtet sich aber nicht nur an Menschen mit pädosexuellen Neigungen. Auch Angehörige können sich melden. «Partnerinnen und Partner kontaktieren uns», sagt Fanny de Tribolet. Diese hätten beispielsweise bei ihrem Mann entsprechende Tendenzen festgestellt. «Nun wollen sie wissen, wie sie in der Partnerschaft damit umgehen sollen und wie es weitergehen kann.»
Vorerst ist die Anlaufstelle auf drei Jahre begrenzt. Sie wird von der Psychiatrischen Universitätsklinik PUK betrieben. Um weitere Personen mit pädophilen Neigungen zu erreichen, investiert der Kanton Zürich zusätzlich in eine neue Kampagne.