In einem grossen, modernen Gebäude in Willisau (LU) rollen Pakete über ein Förderband. Sie enthalten Produkte, die im Onlineshop brack.ch bestellt worden sind. Verpackt werden sie hier von der Firma Competec Logistik, die zur selben Firmengruppe gehört. Im Moment seien es bis zu 25'000 Pakete täglich, sagt Geschäftsführer Riet Steiger. «Solche Volumina kennen wir sonst nur von der Vorweihnachtszeit.»
Anders als zur Weihnachtszeit haben die vielen Pakete diesmal aber zu Engpässen im Paketzentrum der Post geführt. Denn die Post konnte dort nicht einfach beliebig zusätzliche Leute einstellen – auch sie muss die Distanzvorschriften wegen der Corona-Pandemie einhalten. Deshalb sortiert jetzt Competec die Pakete bereits in Willisau vor, um das Paketzentrum in Härkingen zu entlasten.
Grosser Effekt mit wenig Aufwand
Früher seien alle Pakete unsortiert in grossen Containern an die Post gegangen. Jetzt aber würden sie je nach Wohnort des Empfängers für dasjenige der drei Schweizer Post-Verteilzentren vorsortiert, das dafür zuständig sei, so Steiger. Der zusätzliche Aufwand für das Logistik-Unternehmen war dabei gering.
Steiger könnte sich deshalb vorstellen, die Pakete auch nach der Corona-Krise für die Post vorzusortieren. Dafür müsste die Logistik-Firma wohl von der Post entschädigt werden. Beispielsweise könnten die Versandkosten für die Pakete sinken. Über die finanzielle Abgeltung werde man aber erst nach der Krise sprechen, sagt der Competec-Geschäftsführer.
Paketsortierung im Briefzentrum
Inzwischen sind die Pakete aus Willisau per Lastwagen im Briefzentrum der Post in Härkingen (SO) angekommen. Eine Mitarbeiterin scannt dort die Pakete ein, ein anderer legt sie nach Postleitzahl sortiert in kleine Gitterwagen. In normalen Zeiten würden diese Kleinpakete im Paketzentrum verarbeitet. Doch um dieses zu entlasten, hat die Post entschieden, die Kleinpakete vorübergehend im Briefzentrum zu verarbeiten.
Das bringt der Post eine noch grössere Entlastung, als wenn die Onlinehändler die Ware vorsortieren. Doch die Post will ihre eigenen Massnahmen nicht gegen andere aufwiegen. «Es ist die Summe der Massnahmen, die uns hilft», sagt Mediensprecherin Léa Wertheimer. Jedes Paket, das nicht über das Paket-Verteilzentrum laufe, helfe dabei mit, Engpässe zu vermeiden.
Sortierung von Hand
100'000 Kleinpakete verarbeitet die Post jetzt deshalb täglich im Briefzentrum Härkingen. Das geschieht von Hand, nicht wie bisher im Paketzentrum maschinell. Die Umstellung musste innert weniger Tage vorgenommen werden, wie Christian Mösch erklärt, der Leiter des Briefzentrums. Es erstaunt deshalb nicht, dass nicht alles von Anfang an reibungslos funktionierte.
So habe es zu Beginn zu wenige Pakete gehabt, weil der Warenfluss noch nicht optimal gelaufen sei. «Jetzt sind immer genügend Pakete hier, damit wir voll arbeiten können», sagt Mösch. Inzwischen hat sich alles eingespielt.
Es ist deshalb gut möglich, dass die Post auch nach der Corona-Krise gewisse neue Abläufe beibehält. Denn diese eigneten sich gut, um die wachsenden Paketmengen bewältigen zu können, heisst es – nicht zuletzt, weil die Leute auch in Zukunft vermehrt online einkaufen könnten.
Die Corona-Krise führt bei der Post also dazu, dass alte Prozesse neu gestaltet und effizienter werden. Auch solche, über die vorher kaum jemand nachgedacht hat.