Die Vorgaben sind eigentlich klar: Um zu verhindern, dass Arbeitnehmer allzu schwere Lasten schleppen, «trifft der Arbeitgeber die geeigneten organisatorischen Massnahmen und stellt den Arbeitnehmern die geeigneten Arbeitsmittel, insbesondere mechanische Ausrüstungen, zur Verfügung.» So sieht es die Verordnung zum Arbeitsgesetz vor.
Und die Unfallversicherungsanstalt Suva präzisiert in einer Wegleitung, welche Lasten für einen einzelnen Träger noch zumutbar sind. Es gibt Unterschiede zwischen Frauen und Männern, jungen und älteren Menschen. Höchstgewicht ist aber 25 Kilogramm.
«Eine extreme Belastung»
Im Alltag und gerade in Zeiten einer nie dagewesenen Paketflut komme es aber vor, dass Zustellerinnen und Zusteller Lasten allein heben müssten, welche diese Werte zum Teil deutlich übersteigen, sagt Urs Zbinden von der Gewerkschaft Syndicom.
Reguläre Pakete dürften sowohl bei der Post wie auch bei den privaten Kurieren bis 31,5 Kilogramm schwer sein. «Mir wurde auch schon von Paketen bis zu 40 Kilogramm berichtet – und das ist eine extreme Belastung für die Zusteller.»
Die Gewerkschaft befürchtet gesundheitliche Schäden fürs Personal. Ein Paketzusteller sagt gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso», allein in diesem Jahr habe er in seinem Umfeld rund zehn Ausfälle wegen Rückenproblemen erlebt.
Post und Co.: Vorkehrungen getroffen
«Espresso» hakt bei der Post und den privaten Anbietern DPD, DHL und Swissconnect nach. Dort heisst es durchwegs, man treffe die nötigen Vorkehrungen, damit die Zusteller keine Überlasten tragen müssten. Komme es doch vor, schicke man personelle Verstärkung sowie Trolleys oder Lieferwagen mit einer Hebebühne mit.
Schwere Lasten werden zum Teil auch über andere Kanäle verschickt, bei denen die genannten Hilfsmittel automatisch dazugehören. Die Post schreibt, Pakete über 30 Kilo und Sperrgut würden automatisch über den Stückgutkanal transportiert.
Statistiken über Gesundheitsschäden wegen Überlast führt keiner der genannten Anbieter. Sie schreiben, das komme ohnehin höchst selten oder gar nie vor. Nur ein tiefer einstelliger Prozentsatz der ausgelieferten Pakete sei schwerer als 25 Kilogramm.
Gewerkschaft: «Höchstens 20 Kilogramm»
Angesichts der gewaltigen Mengen zurzeit sind das aber immer noch einige. Gewerkschafter Zbinden anerkennt die Bemühungen der Anbieter. Aber er verweist auf die Meldungen, welche die Syndicom erhalten hat. Und die würden eben durchaus auf gewisse Probleme hindeuten. Oft reiche die Zeit nicht, um unterwegs Unterstützung anzufordern. Die meisten Boten würden es wohl auch nicht wagen, ein Megapaket einfach stehenzulassen, weil sie Konsequenzen ihrer Vorgesetzten befürchteten, sagt er.
Deshalb fordert Urs Zbinden einen Systemwechsel: «Grundsätzlich keine Pakete mehr über 20 Kilogramm.» Schwerere Lasten müssten automatisch über einen anderen Kanal abgewickelt werden, wo eben die nötige personelle und technische Unterstützung gegeben sei.