Das Wichtigste in Kürze
- Wer so krank ist, dass er nicht mehr geheilt werden kann, aber dennoch Betreuung braucht, hat im Schweizer Gesundheitssystem einen schweren Stand.
- Für die so genannten palliativen Fälle – sprich Menschen, die in den Tod begleitet werden müssen – gibt es viel zu wenige Betten.
- Zwar hatte der Bund vor acht Jahren eine nationale Strategie lanciert, um diesen Bereich zu fördern. Die Ziele sind aber noch nicht erreicht worden.
- Mit einer neuen Studie soll dem Bereich zu neuem Schwung verholfen werden.
Sterben wollen alle am liebsten zu Hause. Dieser Wunsch erfüllt sich in der Schweiz jedoch nur für jeden Fünften. Alle anderen brauchen am Lebensende ein derart grosses Mass an Betreuung, dass es Zuhause nicht mehr geht. Doch in der Schweiz gibt es gerade mal elf Hospize – also Häuser, die darauf spezialisiert sind, Menschen beim Sterben zu begleiten.
Das Ziel, dass wirklich die gesamte Schweizer Bevölkerung einen einfachen und guten Zugang zu Palliative Care hat, haben wir sicher noch nicht erreicht.
Zwar hätten alle Kantone inzwischen eine Strategie für palliative Versorgung, hält Salome von Greyerz, die beim Bund die Abteilung Gesundheitsstrategien leitet, fest. Dennoch räumt sie ein: «Das Ziel, dass wirklich die gesamte Schweizer Bevölkerung einen einfachen und guten Zugang zu Palliative Care hat, haben wir sicher noch nicht erreicht.»
Schweiz liegt im internationalen Vergleich hinten
Ein internationaler Richtwert gibt vor, dass pro Million Einwohner 100 Betten vorhanden sein müssten. In der Schweiz gibt es laut dem Bundesamt für Gesundheit für über 8 Millionen Menschen aber gerade mal 380 – nötig wären doppelt so viele.
Zwar gibt es auch Spitalabteilungen, die sich um Leute am Lebensende kümmern. Dort gilt allerdings die Fallpauschale – und nach einer bestimmten Anzahl Tage müssen die Leute gestorben sein oder wieder nach Hause gehen.
Dass es in der Schweiz wenig Hospize gibt, hat auch damit zu tun, dass deren Finanzierung schwierig ist. «Die Hospize in der Schweiz sind wie Pflegeheime aufgestellt und finanzieren sich auch so. Es entstehen aber grosse Betreuungskosten, die ungedeckt sind», erklärt Sybille Jean-Petit-Matile vom Dachverband der Schweizer Hospize.
Es entstehen grosse Betreuungskosten, die ungedeckt sind.
Kurz: Sobald eine Pflegeperson nicht bloss einen Verband wechselt, sondern sich auch emotional um die sterbende Person kümmert, sind die Kosten nicht mehr gedeckt.
Neue Studie vom Bund in Auftrag
Die Hospize sind auf Spenden angewiesen. Viele schreiben Defizite. Der Bund hat nun eine neue Studie in Auftrag gegeben, um den Nutzen der Hospize schwarz auf weiss zu erheben und dem Bereich neuen Schwung zu verleihen. Auch der Finanzierungsschlüssel werde angeschaut.