- Um Diskriminierungen zu verhindern, will die Stadt Zürich einen mehrjährigen Pilotversuch mit anonymisierten Bewerbungen starten.
- Personalverantwortliche sollen nur über die fachlichen Qualifikationen von Bewerberinnen und Bewerbern informiert werden, nicht aber über deren Namen, Geschlecht, Alter oder Herkunft.
- Das Stadtparlament hat am Donnerstag ein entsprechendes Postulat von GLP und FDP an die Regierung überwiesen – mit 94 zu 16 Stimmen.
Laut Michael Graff, Professor an der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, gebe es im Bewerbungsprozess immer wieder Diskriminierung aufgrund von Personalien. Vor allem Personen mit Namen aus Albanien, Afrika und Asien würden bereits aufgrund ihres Namens aussortiert. Personen aus Südeuropa erführen seinen dagegen seltener Ablehnung und seien in der Gesellschaft angekommen.
Im mehrjährigen Pilotversuch der Stadt Zürich, welcher wissenschaftlich begleitet werden soll, werden künftig sogar die Bewerbung Lernender anonymisiert angenommen. Angaben zu Namen, Geschlecht, Alter oder Herkunft sollen erst beim Verschicken der Gesprächseinladung ersichtlich werden, so will es das Zürcher Stadtparlament.
Diese Diskriminierungen gibt es teilweise wohl sogar in der Stadtverwaltung.
Das Postulat, welches diesen Umstand ändern soll, wurde im Zürcher Gemeinderat breit unterstützt, und zwar durchaus auch aus eigener Erfahrung. So sagte zum Beispiel Stadtrat Daniel Leupi (Grüne): «Diese Diskriminierungen gibt es. Teilweise wohl sogar in der Stadtverwaltung.» Er sieht jedoch auch Hürden für das Projekt. Die neue Personal-Software sehe anonymisierte Bewerbungen nicht vor und müsse daher erst umprogrammiert werden. Man sei jedoch gewillt, dies umzusetzen.
Nur die SVP hat Bedenken
Lediglich die SVP war gegen den Vorstoss. Sie stritt das Vorhandensein von Diskriminierung keineswegs ab, so sagte etwa Maria del Carmen Señorán: «Was meinen Sie, was ich schon für Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt machen durfte». Sie sei jedoch der Meinung, dass anonymisierte Bewerbungen auch Hürden bergen. Ohne Angaben über Geschlecht und Alter eines Bewerbers oder einer Bewerberin sei es nicht möglich, ein durchmischtes Team zu bilden. Auch die Frauenförderung werde schwierig, wenn man nicht wisse, mit wem man es zu tun habe, so die SVP-Gemeinderätin.
Die Ergebnisse des Pilotversuches werden zeigen, ob sich diese Bedenken bewahrheiten oder nicht.