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Partnergemeinden in aller Welt Verlieren die Städtepartnerschaften an Bedeutung?

Die Bündner Gemeinde Davos möchte ihre Städtepartnerschaften beenden. Arbon pflegt die Partnerschaften dagegen intensiv.

Die Städte Aspen (USA), Chamonix (Frankreich) und Ueda (Japan) sind die Partnerstädte von Davos. Noch. Die Davoser Regierung denkt nämlich laut darüber nach, diese Partnerschaften einzustellen. Sie will darum von der Bevölkerung wissen, ob man die Städtepartnerschaften wiederbeleben oder aufgeben soll.

Initiiert vom Tourismus

Die Partnerschaft der vier Städte auf drei Kontinenten wurde in den 1970er-Jahren vom Tourismus initiiert. Später wurde die Verantwortung der Gemeinde Davos übergeben. Diese hat 2010 das Budget für die Partnerschaften – rund 20'000 Franken – gestrichen.

Geld habe nicht die ausschlaggebende Rolle gespielt, dass die Partnerschaften nicht mehr funktionieren, sagt Valérie Favre Accola, Statthalterin von Davos. Sie seien teilweise vorher schon eingeschlafen. «Es war immer das zivile Engagement von Privatpersonen in einem Komitee.»

Das Ziel von Städtepartnerschaften

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Städtepartnerschaften haben das Ziel, Gemeinden und Städte bzw. deren Bevölkerung aus verschiedenen Ländern oder Regionen besser zu vernetzen. Sie waren oftmals öffentlichkeitswirksam und förmlich, zeitlich und sachlich unbegrenzt. Die Idee entstand hauptsächlich nach dem Zweiten Weltkrieg, um Europa und die Welt wieder näher zusammenzuführen.

In gewissen Jahren sei das Budget nicht ausgeschöpft worden. Seit 15 Jahren gibt es keine Zusammenarbeit zwischen den Städten mehr.

Wer soll was bezahlen?

Ideen, was funktionieren könnte, hat Favre Accola durchaus. Vor allem auf der Ebene der Bildung sieht sie Potenzial. «Schulklassen könnten im Fach Englisch miteinander korrespondieren. Und sich beispielsweise intensiver mit der japanischen oder amerikanischen Kultur auseinandersetzen.»

Wer die künftigen Aktivitäten finanzieren soll, will die Gemeinde jetzt herausfinden. Die Gemeinde, Privatpersonen oder ein Verein sind mögliche Optionen.

Was Städtepartnerschaften bringen, steht in den Sternen.
Autor: Christian Jenny Gemeindepräsident St. Moritz

Davos ist nicht die einzige Tourismusdestination im Kanton Graubünden, die Städtepartnerschaften hat. St. Moritz kollaboriert unter anderem mit Kutchan (Japan). Mit der Kleinstadt in der Nähe von Sapporo feierte St. Moritz letztes Jahr seine 60-jährige Freundschaft.

Christian Jenny, Gemeindepräsident von St. Moritz, sieht in der Partnerschaft auch kaum einen touristischen oder politischen Nutzen: «Was das bringt, steht in den Sternen. Als diese entstanden, war es noch eine andere Zeit.»

Beleuchtete Stadt an einem See
Legende: St. Moritz im Engadin unterhält Partnerschaften mit Kutchan (Japan), Vail (USA) und Bariloche (Argentinien). Keystone/Christian Beutler

«Ich behaupte, unsere Einwohner wissen nicht einmal, welche unsere Partnerstädte sind», so Jenny weiter. Er schliesst nicht aus, künftig einmal eine Auslegeordnung zu machen, wie sinnvoll diese Städtepartnerschaften seien.

Arbon ist aktive Partnerstadt

Einen anderen Weg geht Arbon TG. Die Partnerschaft mit Langenargen, auf der deutschen Uferseite des Bodensees, ist seit 1983 dokumentiert. In den 1990er-Jahren kam per Zufall die Partnerschaft mit Binn dazu, einem kleinen Bergdorf im Wallis. «Unser Stadtpräsident war dort in den Ferien», sagt Stadtschreiberin Alexandra Wyprächtiger.

Arbon pflegt seine Partnerschaften. Die Gemeinden organisieren jährlich ein Treffen. «Langenargen war letztes Jahr mit ihrem traditionellen Fischstechen bei uns am Seefest», sagt Wyprächtiger. Binn könne seine Patenstadt Arbon um Hilfe anfragen.

Sitzbank am See
Legende: Bei guter Sicht ist von Arbon aus die Partnergemeinde Langenargen auf der deutschen Seite zu sehen. Zwischen den Orten gibt es auch eine Fährverbindung. Keystone/Gian Ehrenzeller

Die Wichtigkeit der Städtepartnerschaften wird unterschiedlich bewertet. In Arbon beispielsweise werden die Partnerschaften aktiver gepflegt. Aber: Der ursprüngliche Gedanke, aus der Partnerschaft einen Nutzen ziehen zu können, scheint zumindest in Davos und St. Moritz zu bröckeln.

Oder wie die Davoser Statthalterin Valérie Favre Accola sagt: «Der Tourismus hat diese Partnerschaften in den 1970er-Jahren initiiert, um möglicherweise Fernmärkte zu bearbeiten und vermutlich auch um einen Fachaustausch zu haben.» Dies geschehe heute nicht mehr auf diesem Weg.

Gründe und Beispiele für Städtepartnerschaften

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In der Vergangenheit haben sich Städte aus unterschiedlichen Gründen nach Partnerstädten umgesehen. Wie sie dabei vorgingen, war sehr unterschiedlich. So suchten die Gemeinden ähnliche Partner nach Grösse, Struktur oder besonderen Rollen. Oder einfach nach ähnlichen Namen.

Ähnliche oder gleiche Namen:

  • Küssnacht am Rigi SZ und Küssnach im Klettgau (Deutschland)
  • Altdorf UR und Altdorf bei Nürnberg (D)
  • Cham ZG und Cham (D)
  • Burgdorf BE und Burgdorf bei Hannover (D)

Wirtschaftliche und/oder geografische Ähnlichkeiten:

  • Hafenstädte: Hamburg (D) und Marseille (F)
  • Universitäten: Heidelberg (D) und Cambridge (UK)
  • Wintersportorte: Arosa GR und Shangri-La (China, Tibet)

Kulturelle und/oder gesellschaftliche Ähnlichkeiten:

  • Zürich und San Francisco (USA): «Beide Städte sehen sich mit steigenden Anforderungen an die Infrastruktur, Herausforderungen des interkulturellen Zusammenlebens, einer hohen Nachfrage nach Wohnraum oder dem Thema des Drogenkonsums konfrontiert», heisst es bei der Stadt Zürich.
  • Karnevalshochburgen: Köln (D) und Rio de Janeiro (Brasilien)

Weitere Gründe sind beispielsweise die Wirkung bedeutender Persönlichkeiten in zwei Städten, eine ähnliche Geschichte, religiöse Beziehungen oder gemeinsame Vergangenheitsbewältigung, zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg.

Zudem bestehen auch Dreieckspartnerschaften. Seltener gibt es grösser gefasste Städteverbunde wie der Städtebund DIE HANSE, wo ca. 200 Städte und Gemeinden dabei sind, oder die sogenannten Europastädte, wo unter anderem Strassburg, Brüssel, Innsbruck oder Aachen dazuzählen.

Regionaljournal Graubünden, 25.2.2025, 17:30 Uhr ; 

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