Herbizide, Insektizide, Fungizide: Das Angebot an chemischen Keulen in den Baumärkten und Gartencentern ist riesig. Wie gross die Menge der eingesetzten Pflanzschutzmittel ist, weiss man nicht. Der Bund erhebt diese Zahlen nicht. Fachleute schätzen, dass es 100 bis 200 Tonnen sind. Fünf bis zehn Prozent aller schweizweit verkauften Pestizide.
Für David Huber, Spezialist für Naturgärten bei der Organisation Bioterra, ist der Einsatz von Pestiziden im Heimbereich unnötig: «Diese Mittel sind schädigend für die Umwelt, für die Biodiversität und für die eigene Gesundheit auch. Sie werden meist ohne Fachkenntnisse eingesetzt, sie werden in zu grossen Mengen eingesetzt und häufig auch falsch.»
Hilfreiche Links:
- Service: So haben Sie das Unkraut legal im Griff Service: So haben Sie das Unkraut legal im Griff
- Bafu: Pflanzenschutzmittel im Hausgarten und in Liegenschaften Bafu: Pflanzenschutzmittel im Hausgarten und in Liegenschaften
- Bafu: Strassenschächte als Belastungsquellen: Bafu: Strassenschächte als Belastungsquellen:
- Infos Gemeinde Oetwil: Verbot von Herbiziden Infos Gemeinde Oetwil: Verbot von Herbiziden
Herbizid-Verbot für Wege und Plätze unbekannt
Zum Beispiel Herbizide, also Unkrautvertilgungsmittel. Diese sind seit 2001 auf Wegen und Plätzen verboten. Der Grund: Auf diesen Unterlagen werden die Herbizide vom Regen in Gewässer abgeschwemmt. Die Mittel sind deshalb nur auf Humusschichten erlaubt, damit sie eben nicht ausgewaschen werden.
«Viele Leute wissen das nicht», so Huber. Tatsächlich: Obwohl dieses Verbot seit 18 Jahren gilt, hat fast die Hälfte der Gartenbesitzer davon noch nie etwas gehört. Das zeigt eine Umfrage des Bundesamtes für Umwelt. Viele Insektizide sind für Bienen giftig. Das erfährt aber nur, wer das Kleingedruckte liest. «Es ist fraglich, ob das alle lesen», so David Huber von Bioterra.
Pestizide sind für Gewässer eine Gefahr
Gelangen Pestizide in hohen Konzentrationen in Gewässer, bedrohen sie Fauna und Flora, sagt Irene Wittmer, Leiterin der VSA-Plattform Wasserqualität.
«Das kann dazu führen, dass Wasserlebewesen wie Bachflohkrebse absterben. Wenn es länger dauert, verändern sich Artengemeinschaften und die Artenvielfalt nimmt ab.»
Die Umweltnaturwissenschafterin, die zu Pestiziden forscht, erläutert das Risiko anhand des frei erhältlichen Pestizids Insect-Stop von Gesal. Es enthält einen Wirkstoff, der zu den toxischsten gehört, die auf dem Markt erhältlich sind: «Wenn von diesem Produkt zehn Milliliter in einen Bach von rund einem Meter Breite gelangen, dann sterben auf ein bis zwei Kilometern die Hälfte aller Bachflohkrebse in diesem Bach.»
Der Hersteller schreibt «Kassensturz» dazu, man weise in den Sicherheitshinweisen ausdrücklich darauf hin, dass bei der Anwendung kein Sprühnebel in Oberflächengewässer gelangen dürfe. Und dass weder das Mittel noch der Behälter in Gewässer gelangen dürfen.
Pestizid-Verbot für Laien gefordert
Eine Motion der grünen Nationalrätin Maya Graf fordert ein Verkaufsverbot von chemisch-synthetischen Pestiziden an Laien. Der Bundesrat lehnt die Forderung ab. Er hat die zuständigen Bundesämter aber beauftragt, Vorschläge auszuarbeiten für «eine Verschärfung der Zulassungskriterien für nichtberufliche Anwenderinnen und Anwender». Die Vorschläge liegen 2022 vor.
Frankreich ist da weiter: Seit 1. Januar 2019 ist der Verkauf von Pflanzschutzmitteln an Private verboten.