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Biber gefährden archäologische Fundstelle im Inkwilersee SO
Aus Schweiz aktuell vom 17.01.2023.
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Pfahlbauten in Gefahr Biber zerstört Weltkulturerbe – Bern und Solothurn reagieren

Im Inkwilersee gräbt der Biber Tunnelgänge und zerstört die geschützten Pfahlbauten. Nun scheint eine Lösung in Sicht.

Der Inkwilersee, ein kleiner See auf der Kantonsgrenze zwischen Bern und Solothurn, beherbergt eine archäologisch wichtige Fundstelle. Bei der grösseren Insel hat es im Wasser Überreste von Pfahlbauten, sie gelten seit 2011 als Unesco-Weltkulturerbe.

Nur ein Bewohner des Sees respektiert den historischen Fund nicht: der Biber. Er gräbt seit ein paar Jahren Gänge auf die Insel im See und gefährdet damit die wertvollen Überreste der Pfahlbauten.

Nun haben die Kantone Solothurn und Bern eine Lösung gefunden, wie man den Biber in Schach halten kann. Ein Gitter um die Insel, das bis ins Wasser reicht, soll das Nagetier vom Graben abhalten. «Das Gitter wird über die grosse Insel und bis 10 Meter in den See verlegt, fixiert und zugedeckt», schreiben die Kantone in einer gemeinsamen Mitteilung. Das Gitter besteht aus Stahl, erlaubt es aber Pflanzen weiterhin, zu wachsen.

Sobald es verlegt ist, kann der Biber nicht mehr von der Uferböschung her Gänge auf die Insel graben. Zugleich bauen Fachleute für das Tier im See einen Ersatzbau: Hierhin soll der Biber seinen Wohnort verlegen. Den Biber zum Abschuss freigeben ist keine Lösung, die Tiere sind in der Schweiz geschützt.

Insel und Messgeräte
Legende: Einmessung der Bibergänge auf der grossen Insel durch Mitarbeiter des archäologischen Dienstes des Kantons Bern und der Kantonsarchäologie Solothurn. Archäologischer Dienst des Kantons Bern/Daniel Steffen.

«Als Erstes wird in diesem Winter ein Ersatzbau für die Biber auf der kleinen Insel auf der Berner Seite des Sees erstellt», teilen die Kantone mit. Erst im Winter 2023/2024 wird dann das Gitter eingebaut. Wegen der Schonzeiten darf nämlich nur von November bis Februar gebaut werden. Der Inkwilersee ist nicht nur eine archäologische Fundstelle von Pfahlbauten, sondern auch ein Naturschutzgebiet.

Taucher fanden 14 Tunnelgänge

Bei einem Tauchgang während der Seesanierung (der Inkwilersee hatte zu wenig Sauerstoff) bemerkte man, dass die Pfahlbau-Fundstellen von Bibern angegraben wurden. 14 Tunneleingänge am Rande der Insel haben die Taucher gefunden. Durch die Gänge arbeiteten sich die Biber vom Wasser her durch mehrere Lagen von Bauhölzern aus der Bronze- und Jungsteinzeit.

Die Schäden sind schlimm, aber es lohnt sich, noch etwas zu tun.
Autor: Pierre Harb Kantonsarchäologe Kanton Solothurn

«Die Schäden sind schlimm, aber es lohnt sich, noch etwas zu tun. Wenn wir nochmals fünf oder zehn Jahre warten, wäre das nicht gut», sagt der Solothurner Kantonsarchäologe Pierre Harb. Es seien immer noch viele Funde vorhanden, diese gelte es zu sichern. In ein paar Jahren sehe man von den Bauarbeiten auf der Insel nichts mehr, ist er überzeugt. Man habe zum Beispiel in Bayern (D) bereits Erfahrungen mit einem solchen Verfahren gesammelt.

Die Situation am Inkwilersee sei für die Tiere speziell, sagt Valerie Arnaldi von der Solothurner Abteilung Jagd und Fischerei. Die Biber hätten im See eine konstante Wassertiefe, müssten kein Wasser stauen.

Es ist die optimale Lösung, um beide Schutzinteressen zu gewähren.
Autor: Valerie Arnaldi Abteilung Jagd und Fischerei Solothurn

Die Insel im See diene als Wohn- und Schlafhöhle für ein Biberelternpaar und zwei bis vier Junge. Auf der Insel seien alle vor Feinden geschützt, ein ideales Zuhause eigentlich.

Naturschutzverbände einverstanden

Natur- und Umweltschutzverbände hätten das neue Projekt geprüft und positiv beurteilt, erklärt der Kanton Solothurn. Gesamtkosten für den Biberzaun: 800'000 Franken. Auch der Bund zahlt einen Betrag an das Vorhaben. Den grösseren Teil übernehmen die beiden Kantone Solothurn und Bern. «Es ist die optimale Lösung, um beide Schutzinteressen zu gewähren», sagt auch Valerie Arnaldi vom Kanton Solothurn.

Nach den Bauarbeiten wird regelmässig überwacht, ob das Projekt funktioniert und das Unesco-Weltkulturerbe vor den fleissigen Nagern geschützt werden kann.

Pfahlbauten im Inkwilersee

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2011 hat das Exekutivkomitee der Unesco 111 Pfahlbau-Fundstellen rund um die Alpen als Weltkulturerbe anerkannt. Darunter sind auch zwei Fundstellen aus dem Kanton Solothurn: die Pfahlbausiedlung «Burgäschi Ost» am Burgäschisee in Aeschi und diejenige auf der Insel im Inkwilersee in Bolken.

Die beiden Solothurner Fundstellen liegen abseits der grossen Seen und füllen damit eine Lücke zwischen den Pfahlbaustationen der Westschweiz und denjenigen der Zentral- und Ostschweiz. Zusammen decken die beiden die gesamte Pfahlbauperiode von der mittleren Jungsteinzeit bis ans Ende der Bronzezeit ab, schreibt der Kanton Solothurn auf seiner Website.

Die Insel im Inkwilersee soll so stehen bleiben, wie sie ist. Ausgrabungen sind nicht vorgesehen. Die Funde seien aber gut dokumentiert worden, heisst es bei der Solothurner Kantonsarchäologie.

Mehr Informationen zu Fundstellen in der Schweiz gibt es hier.

Audio
Der Biber gefährdet archäologische Funde im Inkwilersee, einem Naturschutzgebiet
aus Regional Diagonal vom 17.01.2023. Bild: Keystone/Severin Bigler
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Regionaljournal Diagonal, 17.01.2023, 16:30 Uhr ; 

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