Der Inkwilersee, ein kleiner See auf der Kantonsgrenze zwischen Bern und Solothurn, beherbergt eine archäologisch wichtige Fundstelle. Bei der grösseren Insel hat es im Wasser Überreste von Pfahlbauten, sie gelten seit 2011 als Unesco-Weltkulturerbe.
Nur ein Bewohner des Sees respektiert den historischen Fund nicht: der Biber. Er gräbt seit ein paar Jahren Gänge auf die Insel im See und gefährdet damit die wertvollen Überreste der Pfahlbauten.
Nun haben die Kantone Solothurn und Bern eine Lösung gefunden, wie man den Biber in Schach halten kann. Ein Gitter um die Insel, das bis ins Wasser reicht, soll das Nagetier vom Graben abhalten. «Das Gitter wird über die grosse Insel und bis 10 Meter in den See verlegt, fixiert und zugedeckt», schreiben die Kantone in einer gemeinsamen Mitteilung. Das Gitter besteht aus Stahl, erlaubt es aber Pflanzen weiterhin, zu wachsen.
Sobald es verlegt ist, kann der Biber nicht mehr von der Uferböschung her Gänge auf die Insel graben. Zugleich bauen Fachleute für das Tier im See einen Ersatzbau: Hierhin soll der Biber seinen Wohnort verlegen. Den Biber zum Abschuss freigeben ist keine Lösung, die Tiere sind in der Schweiz geschützt.
«Als Erstes wird in diesem Winter ein Ersatzbau für die Biber auf der kleinen Insel auf der Berner Seite des Sees erstellt», teilen die Kantone mit. Erst im Winter 2023/2024 wird dann das Gitter eingebaut. Wegen der Schonzeiten darf nämlich nur von November bis Februar gebaut werden. Der Inkwilersee ist nicht nur eine archäologische Fundstelle von Pfahlbauten, sondern auch ein Naturschutzgebiet.
Taucher fanden 14 Tunnelgänge
Bei einem Tauchgang während der Seesanierung (der Inkwilersee hatte zu wenig Sauerstoff) bemerkte man, dass die Pfahlbau-Fundstellen von Bibern angegraben wurden. 14 Tunneleingänge am Rande der Insel haben die Taucher gefunden. Durch die Gänge arbeiteten sich die Biber vom Wasser her durch mehrere Lagen von Bauhölzern aus der Bronze- und Jungsteinzeit.
Die Schäden sind schlimm, aber es lohnt sich, noch etwas zu tun.
«Die Schäden sind schlimm, aber es lohnt sich, noch etwas zu tun. Wenn wir nochmals fünf oder zehn Jahre warten, wäre das nicht gut», sagt der Solothurner Kantonsarchäologe Pierre Harb. Es seien immer noch viele Funde vorhanden, diese gelte es zu sichern. In ein paar Jahren sehe man von den Bauarbeiten auf der Insel nichts mehr, ist er überzeugt. Man habe zum Beispiel in Bayern (D) bereits Erfahrungen mit einem solchen Verfahren gesammelt.
Die Situation am Inkwilersee sei für die Tiere speziell, sagt Valerie Arnaldi von der Solothurner Abteilung Jagd und Fischerei. Die Biber hätten im See eine konstante Wassertiefe, müssten kein Wasser stauen.
Es ist die optimale Lösung, um beide Schutzinteressen zu gewähren.
Die Insel im See diene als Wohn- und Schlafhöhle für ein Biberelternpaar und zwei bis vier Junge. Auf der Insel seien alle vor Feinden geschützt, ein ideales Zuhause eigentlich.
Naturschutzverbände einverstanden
Natur- und Umweltschutzverbände hätten das neue Projekt geprüft und positiv beurteilt, erklärt der Kanton Solothurn. Gesamtkosten für den Biberzaun: 800'000 Franken. Auch der Bund zahlt einen Betrag an das Vorhaben. Den grösseren Teil übernehmen die beiden Kantone Solothurn und Bern. «Es ist die optimale Lösung, um beide Schutzinteressen zu gewähren», sagt auch Valerie Arnaldi vom Kanton Solothurn.
Nach den Bauarbeiten wird regelmässig überwacht, ob das Projekt funktioniert und das Unesco-Weltkulturerbe vor den fleissigen Nagern geschützt werden kann.