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PFAS in Fischen Bis zu zehn Mal zu hohe Chemikalien-Werte in Tessiner Fischen

Einzelne Fischarten im Luganersee überschreiten die Grenzwerte für PFAS bis zum Zehnfachen. Ein Überblick.

Darum geht es : Eine neue italienisch-schweizerische Studie im Auftrag des Kantons Tessin zeigt, dass in Fischen aus dem Luganersee zu viele Chemikalien drin sind. Der Grenzwert für PFAS-Chemikalien wird bei einzelnen Fischarten wie der Agone um das Zehnfache überschritten. Erlaubt sind bei diesem Fisch zwei Mikrogramm pro Kilo Fisch, gemessen wurden 21 Mikrogramm. Auch andere Fischarten überschreiten den Grenzwert. Der Kanton Tessin hat schon vor zehn Jahren Fische auf den Gehalt von PFAS-Chemikalien untersucht. Die Schadstoffbelastung wurde seither nicht geringer. Das sei ernüchternd, sagt der Leiter des kantonalen Amts für Luft, Wasser und Bodenschutz.

Die Stadt Lugano und die Berge um den Luganersee von einem Schiff aus fotografiert.
Legende: Fische aus dem Luganersee weisen das Zehnfache des PFAS-Grenzwertes auf. Keystone/GAETAN BALLY

Die Folgen für die Tessiner Fischerei : Für die Berufsfischer auf dem Luganersee haben die zu hohen Grenzwerte keine Folgen. Es gibt kein Fangverbot und auch kein Verkaufsverbot von Fischen. Dabei gibt es seit August 2024 verbindliche Grenzwerte für Fleisch, Eier und Fisch. Die Lebensmittelgesetzgebung biete keine Grundlage für Fangverbote, teilt eine Sprecherin des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit BLV mit. Das müssten die Kantone veranlassen. Der Kanton Tessin winkt diesbezüglich ab.

Das kann existenzbedrohend sein.
Autor: Reto Leuch Präsident Schweizerischer Berufsfischerverband

Wie reagieren die Berufsfischer : Der Präsident des Schweizerischen Berufsfischerverbandes, Reto Leuch, sagt: «Heute kann man Dinge nachweisen, die man vor 20 Jahren nicht konnte.» Bei jeder Schlagzeile über schadstoffbelastete Fische denke der Konsument, der Fisch sei giftig. Dabei seien PFAS überall. Die Diskussion darüber sei schädlich für die Berufsfischer. Deswegen hätten Fischer Umsatzeinbussen. «Die Leute sind verängstigt». Leuch, der Berufsfischer auf dem Bodensee ist, sagt, dass die Diskussion um Grenzwerte für die Berufsfischer entscheidend sei. «Das kann existenzbedrohend sein.»

Was sind PFAS

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Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen – Abkürzung PFAS – sind eine Gruppe von schwer abbaubaren Chemikalien, die seit Jahrzehnten industriell hergestellt werden. Weltweit werden sie breit eingesetzt und können so in der Nahrungskette sowie im Menschen nachgewiesen werden. Zu den PFAS gehören Perfluoroctansäure (PFOA), Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), Perfluornonansäure (PFNA), Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) und Tausende weitere Substanzen.

Das bedeutet PFAS im Fisch für die Gesundheit : Die PFAS-Chemikalien können sich im Körper ansammeln. Darunter sind auch Chemikalien, die Krebs verursachen können. «Es besteht keine akute Gesundheitsgefahr», sagt eine Sprecherin des BLV. Und es brauche noch mehr wissenschaftliche Daten zu den Auswirkungen von PFAS in Lebensmitteln. Bei einer ausgewogenen Ernährung habe der Schweizer Fisch Platz auf dem Teller. Zum Beispiel: von einem Fisch, welcher den EU-Grenzwert überschreitet, darf man das ganze Leben jede Woche eine Portion essen, ohne gesundheitliche Folgen zu riskieren.

Zwei gefangene Hechte liegen auf einem Tisch.
Legende: Hecht aus dem Bodensee, möglicherweise PFAS-Belastet, aber essbar. Keystone/ GIAN EHRENZELLER

So geht es weiter : Der Bund will nächstes Jahr verstärkt Analysen an tierischen und pflanzlichen Produkten durchführen, erklärt das BLV. Um eine nationale Übersicht zu erhalten. Auf dieser Basis werde der Bund über weitere Massnahmen entscheiden. Das könnten weitere oder strengere Höchstwerte für PFAS-Chemikalien sein. Auf EU-Ebene wird aktuell ein Vorschlag geprüft, PFAS weitgehend zu verbieten. Eine Entscheidung darüber ist ab dem Jahr 2025 zu erwarten.

Haben die Schadstoffwerte im Fisch zugenommen?

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Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit kann aufgrund fehlender Daten nicht sagen, ob die Fische in der Schweiz im Laufe der Zeit belasteter geworden sind. Fest steht, dass nicht nur PFAS-Chemikalien den Fischen, Fischern und Konsumenten zusetzen. In Fischen wurden auch schon giftige PCB-Rückstände gefunden. In der Schweiz sind PCB seit 1986 verboten. Auch Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel können in Fischen nachgewiesen werden.

Konkretisierung

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In einer ersten Version dieses Artikels hiess es, dass der Grenzwert für PFAS-Chemikalien bei Fischen im Luganersee im Durchschnitt um das Zehnfache überschritten. Richtig ist: Der Grenzwert wird bei einzelnen Fischarten wie der Agone um das Zehnfache überschritten.

Rendez-vous, 13.11.2024, 12:30 Uhr

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