«Zuerst müssen wir Holz sammeln, dann machen wir ein Feuer und bräteln unsere Schoggi-Bananen» – Pfadileiterin Nora Bisang erklärt 20 Kindern den Ablauf des Nachmittags, auch einzelne Eltern hören aufmerksam zu.
Dann geht es los und die Gruppe zieht zusammen mit den sechs freiwilligen Leiterinnen und Leitern Richtung «Lange Erlen», einem Nah-Erholungsgebiet mit Wald bei Basel.
Sich im Wald austoben, spielen, Bäche stauen oder ins Schwimmbad gehen – Jugendorganisationen wie die Jungschi oder die Pfadi bieten Kindern und Jugendliche eine Abwechslung. Davon sollen auch Kinder von Asylsuchenden profitieren, deshalb kommen junge Pfadleiterinnen und -leiter einmal im Monat ins Bundesasylzentrum Bässlergut (BAZ) und holen Kinder ab, um mit ihnen einen Nachmittag zu verbringen. Das Angebot existiert in Basel seit diesem Sommer, in Bern und Luzern schon seit längerer Zeit.
In der «Langen Erle» verfliegt bei Kindern und Eltern an diesem Nachmittag die erste Zurückhaltung schon bald. Während die Kinder «Fangis» spielen, herumrennen und lachen, sitzen die Eltern auf einer Decke und schauen dem Treiben zu. Dies sei denn auch das Ziel, erklärt Nora Bisang. «Die Familien leben auf engem Raum zusammen und haben das Bedürfnis nach Bewegung in der freien Natur. Wir können ihnen hier einen unbeschwerten Nachmittag bieten.»
Die Verständigung zwischen Leiterinnen und Kindern oder Eltern seit zwar nicht immer einfach, aber mit Französisch, Englisch sowie Händen und Füssen gehe es dann schon. «Vielleicht funktioniert dann ein Spiel nicht ganz so, wie gedacht. Aber so lange die Kinder lachen, ist das sehr schön», sagt Bisang.
Nicht nur bei den Kindern und Eltern kommt das neue Angebot gut an, auch von den Verantwortlichen des Bundesasylzentrums wird«Pfaysl» geschätzt. Zwar werden auch im Asylzentrum Aktivitäten angeboten. «Wir können diesen Pfadi-Spirit aber nicht bieten», sagt Zoe Rodgers, die im BAZ für Aktivtäten zuständig ist. Der Wald biete noch mehr Möglichkeiten. «Das ist wirklich schön für die Kinder.»
Auf platzende Ballons wird verzichtet
Vorgaben, wie der Pfadinachmittag gestaltet werden soll, auch im Hinblick auf die teils traumatischen Erlebnisse der Kinder auf der Flucht, gäbe es keine, betont Rogers. «Natürlich sind es Kinder mit einem anderen Background, aber es sind im Endeffekt nur Kinder, die man so nehmen soll, wie sie sind.»
Nora Bisang ergänzt, man setze sich immer wieder mit dem Thema auseinander – zum Beispiel beim Ballon-Spiel, bei dem man einem anderen einen am Fuss angebundenen Ballon zertrampeln muss. Der Knall des platzenden Ballons könnte bei Kindern schlechte Erinnerungen an den Krieg auslösen. «Wenn man bedenkt, dass Kinder dabei sind, die solche Geräusche nächtelang gehört haben, versuchen wir solche Spiele zu vermeiden.»
Einfach Kind sein – das konnten die 20 Neo-Pfadfinderinnen und Pfadfinder an diesem Nachmittag in der «Langen Erle». Nach Feuermachen, spielen und Schoggi-Banane bräteln ist um 17 Uhr Schluss und die Kinder kehren zurück in ihren Alltag im Bundesasylzentrum. Dort freuen sie sich schon auf den nächsten «Pfasyl»-Nachmittag. Dieser findet erst in einem Monat wieder statt.
Bald noch mehr «Pfasyl»?
Nora Bisang hofft indes, dass man das Angebot weiter ausbauen kann und die Kinder aus dem Bundesasylzentrum Bässlergut in Zukunft zweimal pro Monat in den Wald gehen oder dort ihrem sonst eher tristen Alltag entfliehen können.