Das Wichtigste in Kürze
- 150'000 Personen in der Schweiz leiden an Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz.
- Experten schätzen, dass sich diese Zahl in den nächsten 20 Jahren sogar verdoppelt.
- 60 Prozent dieser Menschen mit Demenz werden zu Hause von Angehörigen gepflegt
- Daneben wird das Betreuungsangebot immer breiter: Pflegeheime mit Demenzabteilungen, Betreuung im Ausland, Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz.
Die Frage, wie an Demenz erkrankte Personen am besten betreut werden sollen, ist brandaktuell. Ein Pflegeheim im Emmental versucht nun, einen neuen Weg zu gehen: Neben der herkömmlichen Betreuung im Alters- und Pflegeheim wurde in Hasle-Rüegsau ein Haus umgebaut und zu einer «Demenz-WG» umfunktioniert.
Mitarbeit in der offenen Küche
Eingezogen sind im Frühsommer acht Personen, welche an Demenz erkrankt sind. Bis jetzt sind die Erfahrungen durchaus positiv: «Wir können individuell auf die Bewohner eingehen und herausfinden, was sie gerne machen, was ihre «Mödeli» sind und den Alltag dementsprechend anpassen», erklärt Monika Schär, die Leiterin der Wohngruppe Rosegarte gegenüber «Schweiz aktuell».
Ein Beispiel dafür: Durch Beobachtungen haben die Pflegerinnen und Pfleger gemerkt, dass Bewohner Jakob Marti gerne feinmotorisch arbeitet. Nun übernimmt er das Schreddern von Dokumenten und Patienteninformationen. Oder Verena Kobel hilft gerne im Haushalt mit: In der offen zugänglichen Küche kann sie nun beim Abtrocknen mithelfen und findet so eine sinnvolle Beschäftigung.
Eine Umstellung – auch für das Pflegepersonal
Für die Bewohner ist das Angebot nicht teurer, als wenn sie im herkömmlichen Pflegeheim untergebracht wären: rund 5500 Franken pro Monat. Jeweils zwei bis drei Pflegerinnen und Pfleger sind gleichzeitig anwesend und helfen, den Alltag zu bewältigen.
Die Betreuung in der Wohngemeinschaft ist auch für das Pflegepersonal eine Umstellung: «Sie müssen lernen, nicht überall sofort einzugreifen und zu helfen, sondern auch mal abzuwarten, sodass Bewohner zum Beispiel ihre Konflikte selber lösen können», beschreibt Edeltraud Hoffmann, Leiterin Pflege des Alters- und Pflegezentrums Hasle-Rüegsau die Herausforderungen. Denn die Bewohner hätten noch immer viele Kompetenzen und diese gelte es, im Alltag auch abzurufen.