Albert Juon ist vom Leben gezeichnet. Jahrzehntelang ist er schon heroinabhänig und hat lange auf der Gasse gelebt. Bis es plötzlich nicht mehr ging: «Verunreinigter Stoff war schuld», erzählt der 51-Jährige. Nach einem Schuss Heroin sei plötzlich sein Bein schwarz geworden. Die Ärzte haben sein Bein gerettet. Aber heute ist Albert Juon auf den Rollstuhl angewiesen. Seit 10 Jahren lebt er im Pflegeheim Solina in Spiez. Dort bekommt er Pflege und Heroin. Die Dosis hat er über die Jahre immer mehr reduziert: «Jetzt bin so eingestellt, dass ich mich wohl fühle und keine Schmerzen mehr habe.»
Solina als Abbild der Gesellschaft
Im «Solina» leben insgesamt 190 Bewohnerinnen und Bewohner, die intensive Pflege brauchen. Nur 10 Prozent davon haben einen Drogenhintergrund. Auch Menschen mit Demenz, Krankheit und Behinderung leben dort, alle in gemischten Wohngruppen. Für Standortleiter Kaspar Zölch ist gerade diese Durchmischung wichtig: «Ich halte nichts davon, Menschen mit Suchthintergrund wie in einem Ghetto leben zu lassen», sagt er. «Wir möchten möglichst ein Abbild unserer Gesellschaft sein.» Nicht immer verläuft das Zusammenleben ganz harmonisch. Aber Standortleiter Zölch, der Vater dieses Projekts, stellt auch immer wieder fest, dass Drogenabhängige und andere Heimbewohner im Kontakt voneinander profitieren.
Gesundheitlich massiv angeschlagen
Die Heimbewohner mit Suchthintergrund haben häufig ähnlich gelagerte medizinische Probleme. Viele sind HIV-positiv, haben Hepatitis C und Osteoporose. Auch psychische Krankheiten kommen oft vor. In erster Linie werden in Spiez die Folgeschäden behandelt und möglichst gelindert. Unter ärztlicher Kontrolle wird nebst Heroin auch Methadon abgegeben. Ein Drogenentzug stehe im «Solina» aber nicht im Vordergrund, sagt Standortleiter Zölch. «Natürlich unterstützen wir jeden, der mit den Drogen aufhören will. Aber letztlich ist es seine Entscheidung.»
Albert Juon möchte nicht im Pflegeheim alt werden. Aber so ein Neuanfang und ein Entzug wäre schwierig, sagt er: «Damit ich das schaffen würde, müsste es erst noch mal mit der Liebe klappen», sagt er.