Die erste Coronawelle hat das Heim Ende März mit voller Wucht erfasst. 21 Bewohnerinnen und Bewohner hatten sich mit dem Coronavirus angesteckt, sieben von ihnen sind gestorben. Jasmin Müller, Stationsleiterin im Pflegeheim Wolfacker in Düdingen FR, denkt nicht gerne an diese Zeit zurück.
Grosse emotionale Belastung für das Team
Alle Heimbewohnerinnen und Bewohner seien im eigenen Zimmer isoliert worden. «Viele waren niedergeschlagen und einsam. Viele haben nach uns gerufen, wollten raus», erinnert sich Jasmin Müller und fügt an: «Diese Situation auszuhalten, war eine grosse emotionale Belastung.»
In ihrer Einsamkeit hätten einige Bewohner aufgehört zu essen. Das wiederum führte dazu, dass das Personal dort mehr Zeit benötigte. Gleichzeitig sind immer mehr Angestellte selber ausgefallen.
Viele waren einsam, haben nach uns gerufen, wollten raus.»
Plötzlich sind die Ersten gestorben. «Zu unserem Arbeitsalltag gehört das Sterben dazu», sagt die Stationsleiterin. Normalerweise befinde sich aber nur eine oder zwei Personen in der Sterbephase. «Als es dann auf einen Schlag ganz vielen schlecht ging, war das eine Belastung für das Team.»
Zu all dem sei dann auch die Angst einer eigenen Ansteckung gekommen, so Müller.
Care Team für die Pflegenden
Es sei in dieser Zeit ausserordentliches geleistet worden, sagt Ivo Zumwald. Er ist Geschäftsführer der Stiftung St. Wolfgang, zu der das Pflegeheim Wolfacker gehört. «Ich habe Hochachtung von den Zusatzleistungen, welche erbracht wurden», sagt Zumwald. Es sei aber auch wichtig gewesen, dass die Angestellten, wo immer möglich, Ruhezeiten einhalten konnten, um zu neuen Kräften zu kommen. «Ausserdem hatten wir auch externe Unterstützung eines Care Teams, bei dem die Mitarbeitenden über den psychischen Druck sprechen konnten.»
Gewappnet für zweite Welle
Mittlerweile sind die Fallzahlen wieder hoch. «Ich habe grossen Respekt.», sagt Ivo Zumwald. Sie hätten personell vorgesorgt und genug Kapazität, falls es erneut zu einer schwierigen Situation kommt, sagt er. Der Arbeitsaufwand in der momentanen Lage sei aber nicht zu unterschätzen. Zum Beispiel der Kontakt mit den Angehörigen sei enorm wichtig, aber auch sehr aufwendig. Jetzt umso mehr, wo wieder keine Besuche erlaubt sind. «Das Informationsbedürfnis der Angehörigen ist sehr gross, sie wollen wissen, wie es der Mama oder dem Papa geht.»
Im Hinblick auf die steigenden Fallzahlen sagt Stationsleiterin Müller: «Das beunruhigt mich zwar, aber wir wollen für die Bewohner da sein und deswegen gibt es nichts anderes, als einfach weiterzumachen.»