Baselland hat die zweitälteste Bevölkerung der Schweizer Kantone, hinter dem Tessin. In den nächsten 25 Jahren dürfte sich die Zahl der über 80-Jährigen im Kanton verdoppeln, doch die Altersheime sind bereits recht voll. Die Altersversorgung ist im Baselbiet Aufgabe der Gemeinden, die sich in sogenannten Versorgungsregionen organisieren sollen – was Zeit braucht.
Angesichts der schon heute schwierigen Personalrekrutierung will der Verband Curaviva Baselland jetzt bei den Lehrlingslöhnen ansetzen: Er empfiehlt den Alters- und Pflegeheimen, diese generell um 10 Prozent zu erhöhen.
80 bis 140 Franken mehr pro Monat
Marc Boutellier ist im Verbandsvorstand und leitet die Stiftung Hofmatt, ein grosses Alters- und Pflegeheim in Münchenstein BL, einem Vorort von Basel. Dieses Haus setzt den Schritt bereits um, der Lernenden je nach Lehrjahr 80 bis 140 Franken mehr im Monat bringt.
Speziell für Lernende aus Familien mit schmalen Budgets sei dieser Betrag ein Argument, sagt er. Bei den Festangestellten sei die Teuerung ausgeglichen worden, aber Lernende-Löhne seien seit 2021 unverändert geblieben.
Die Häuser sind darauf angewiesen, dass sie Junge nachziehen und ausbilden können.
Für Curaviva Baselland-Geschäftsführer Rony Hauser ist der Schritt notwendig: «Die Häuser sind darauf angewiesen, dass sie Junge nachziehen und ausbilden können.» Darum müsse es auch möglich sein, das zu finanzieren.
Die Empfehlung des kantonalen Verbandes gilt indes nicht nur für Pflege-Lernende, sondern für alle Lernenden in Heimen, also auch im Büro oder der Küche. Dies ist eine Hürde für manche Heime, denn Geld vom Bund gibt es wegen der Pflegeinitiative nur für Pflege-Lernende; Mehrkosten für andere Bereiche müssten sie anders decken.
Dieses Problem ist auch Marc Boutellier bewusst. Dennoch will er Löhne aller Lernenden erhöhen, damit es gerecht bleibe: «Will man eine Zweiklassen-Gesellschaft im Betrieb, wo die Pflege über allem steht? Da drückt schon der Schuh.»
Ein zweiter Knackpunkt ist das Timing: Der Verband empfiehlt, die Erhöhung auf das Lehrjahr 2025/26 hin umzusetzen. Das ist zum Beispiel dem Alters- und Pflegeheim Mülimatt in Sissach BL zu kurzfristig: Heimleiterin Mireille Dimetto schreibt auf Anfrage, die Empfehlung sei erst Ende Jahr eingetroffen, als die Budgets schon verabschiedet gewesen seien. So schaue das Heim dann im Sommer, ob Geld da ist für höhere Lehrlingslöhne.
Daumen hoch für die Lohnerhöhungs-Empfehlung des Heim-Verbandes gibt es einerseits von der Föderation Artiset, zu der auch der Schweizer Branchenverband Curaviva gehört, andererseits auch von der Beratungsstelle für Gesundheits-Ausbildung ODA beider Basel: Bereits Lernende würden im Gesundheitswesen verantwortungsvolle Arbeit leisten.
Beim Entscheid für eine Lehre sei der Lohn jedoch nur ein Faktor, und wahrscheinlich nicht der entscheidende, sagt ODA-Geschäftsführer Johannes Amend. «Unsere Rückmeldung der Lernenden ist, dass ihnen die Begleitung und Betreuung vor Ort sehr wichtig ist». Allen klar ist zudem, dass auch die langfristigen Arbeitsbedingungen zu verbessern sind.