Man kennt sie vor allem aus asiatischen Städten: dreirädrige, motorisierte Fahrzeuge – so genannte Tuk-Tuks. Zwei Exemplare mit Elektroantrieb stehen nun in der Oberen Surselva im Einsatz.
Es ist ein Sharing-Angebot: Interessierte können die Tuk-Tuks mit einer App mieten, selbstständig damit fahren und sie dann an einem anderen Ort zurückgeben. So, wie man dies von den E-Trottinett-Anbietern in grösseren Städten kennt.
Mobil im Berggebiet
Wie in vielen anderen Berggebieten gibt es auch in der Surselva nicht überall und jederzeit eine Verbindung mit öffentlichem Verkehr von A nach B. Die E-Tuk-Tuks sollen diese Lücke schliessen.
«Das Angebot ist eine Ergänzung zum ÖV. Die Tuk-Tuks sollen dort zum Einsatz kommen, wo es keine oder nur wenige Bus- und Zugverbindungen gibt», sagt der Gemeindepräsident von Disentis René Epp.
Das E-Tuk-Tuk kann von allen gemietet werden, die einen entsprechenden Fahrausweis haben. Es lässt sich ähnlich fahren wie ein Motorroller. Es verfügt über Gas, Bremse, Blinker und Hupe, für kalte Tage gibt es sogar eine Sitz- sowie eine Scheibenheizung.
Vorbild Cornwall
Die Idee, E-Tuk-Tuks in der Surselva anzubieten, stammt vom Unternehmer Prasad Raja. Er hat dieses Konzept in der englischen Grafschaft Cornwall etabliert. «Da ich seit 20 Jahren Ferien in der Surselva mache, habe ich mir gedacht, dass wir auch hier E-Tuk-Tuks einführen können», so Prasad Raja.
Bei der Gemeinde stiess er auf offene Ohren. Die Gemeinde leitet zusammen mit der Fachhochschule Graubünden das Projekt.
Fokus auf Einheimische
Die beiden E-Tuk-Tuks in der Region Disentis sind bereits im Einsatz, die Testphase startet offiziell im Sommer und dauert drei Jahre. Während dieser Zeit sollen Gäste, aber vor allem auch Einheimische die Tuk-Tuks nutzen. Sei es zum Einkaufen oder zur wöchentlichen Chorprobe.
Die Tuk-Tuks sind mit einem GPS-Gerät ausgestattet. Nach der Testphase werden die Daten ausgewertet. Dazu gibt es Befragungen der Bevölkerung.
Wo müssen die E-Tuk-Tuks bereit stehen, damit sie einfach zugänglich sind? Wie viel darf es kosten, damit sie genutzt werden? «Diese Fragen müssen wir für einen regulären Betrieb klären», sagt Co-Projektleiterin Tanja Bügler von der Fachhochschule Graubünden.
Lösung auch für andere Regionen
Sollten die E-Tuk-Tuks in der Surselva rege genutzt werden, könnte dies ein Modell auch für andere Regionen werden. Co-Projektleiterin Livia Somerville von der Fachhochschule Graubünden sagt: «Mit den Erkenntnissen aus Disentis können wir das Angebot auf andere Bergregionen anpassen, die vor den gleichen Herausforderungen bezüglich Erreichbarkeit stehen.»
Das Projektteam will deshalb bei der nationalen Koordinationsstelle für nachhaltige Mobilität um eine Mitfinanzierung anfragen.