Vor dem Altersheim Halden im St. Galler Neudorf-Quartier steht kurz vor 8:30 Uhr das weisse Auto mit offenem Kofferraum von Beatrice Zanga. Sie ist eine der vier Initiantinnen des Projekts. Im Kofferraum sind grüne Kisten, darin die Waren, die Zanga verkauft. Der «Kiosk auf Rädern» ist ein Pilotprojekt in der Stadt St. Gallen.
Von Guetzli über Taschentücher bis hin zur Zahnpasta ist alles dabei. Der Verkaufsschlager ist Schokolade in allen Variationen. Der Kiosk kommt mit einem speziell abgestimmten Angebot an Waren regelmässig zu den Alters- und Pflegeheimen und bietet den Bewohnenden ein selbständiges Einkaufserlebnis vor Ort.
Guetzli oder Schoggi fürs Gemüt
Aufgrund ihrer eingeschränkten körperlichen Verfassung sind viele ältere Menschen nicht mehr in der Lage, im Dorf oder nahegelegenen Laden selbständig einzukaufen. Also kommt der Kiosk zu ihnen. Mehr Selbstbestimmung, mehr Selbständigkeit ist die Idee.
An diesem Morgen gibt es Unterstützung von Susanne Bosshard. Sie und Zanga arbeiten ehrenamtlich. Zusammen bauen sie im Lichthof des Altersheims ein Holzregal auf. Daneben steht das Verkaufswägelchen. Es hat ein oranges Dach, zwei grosse Holzräder und eine Verkaufsfläche, auf der die beiden Frauen ihre Ware für Gemüt und Wohlbefinden ausbreiten.
Die Idee für den «Kiosk auf Rädern» ist vor etwa drei Jahren entstanden. Der Kiosk sei wichtig für das Altersheim, sagt Beatrice Zanga. Er bringe den Bewohnerinnen und Bewohnern neben den vielen geleiteten Aktivitäten auch Selbstbestimmung. «Heute ist mir nach einem Guetzli oder ich leiste mir eine Schoggi», erzählt Zanga von ihren Erfahrungen der Kundinnen und Kunden, wenn sie hinter dem Wägelchen steht.
Im Moment befindet sich der «Kiosk auf Rädern» in einer einjährigen Pilotphase, die noch bis zum Sommer andauert. Dann will man auswerten, wie das Projekt gelaufen ist. Der Kiosk besucht alle zwei Wochen vier Altersheime in der Stadt St. Gallen, jeweils mittwochs während einer Stunde. Der regelmässige Rhythmus sei wichtig für die Leute im Altersheim, so könnten sie immer am gleichen Tag «chrömle».
Für mich ist das super, ich kann ja nicht mehr Auto fahren.
Leute kommen und gehen, plaudern und kaufen. Die Waren sollen für alle erschwinglich sein. Neben dem «go poschte» besteht auch die Möglichkeit, gemeinsam einen Kaffee zu trinken, mit anderen Seniorinnen und Senioren oder freiwilligen Helfenden zu plaudern und Kontakte zu knüpfen. Das Verkaufswägelchen als sozialer Treffpunkt.
Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altersheims Halden kommt die Idee gut an: «Für mich ist das super, ich kann ja nicht mehr Auto fahren. Der Laden ist nicht weit weg, ich kann ihn von meinem Zimmer aus sehen, aber nicht mehr hingehen», meint ein Senior. Mit dem «Kiosk auf Rädern» kommt die Selbständigkeit, einkaufen zu gehen, zurück zu den Menschen.