Die fünf Städte Zürich, St. Gallen, Basel, Bern und Luzern sind sich einig: Velostrassen sind komfortabel und sicher, eine durchwegs gute Sache. Acht Pilotstrecken haben sie für den Bund getestet, Wege, die abseits der Hauptverkehrsstrassen verlaufen. Wenn eine Quartierstrasse in die Velostrasse einmündet, muss der Velofahrer nicht auf den Rechtsvortritt achten, sondern darf in die Pedale treten.
Mehr Unfälle befürchtet
Genau das macht dem Bund Sorgen: «Kann man jetzt das Verkehrsregime in der Dreissigerzone so ändern, dass Velos immer Vortritt haben? Das ist eine schwierige Frage. Es hätte zur Folge, dass man die Verkehrsregelordnung anpassen müsste. So einfach ist das nicht.», sagt Guido Bielmann vom Bundesamt für Strassen (Astra) gegenüber SRF. Das Astra befürchtet, dass es mehr Unfälle gibt, wenn der Rechtsvortritt nicht mehr überall gilt.
Die Städte widersprechen dem Bund. Sie haben während der Testphase weitgehend gute Erfahrungen gemacht. Projektleiterin Nicola Kugelmeier hält die teilweise Aufhebung des Rechtsvortritts auf Velostrassen für sinnvoll: «Dadurch kommt man schneller ans Ziel.» Ausserdem seien auch Signalisationen und Bodenmarkierungen hilfreich gewesen: «Wir hatten keine Sicherheitsbedenken, und wir hatten auch keine Unfälle zu verzeichnen.»
Sicherer und flüssiger unterwegs
Die Städte möchten nun am liebsten Vollgas geben und weitere Velostrassen planen. Fussgänger, Autofahrer oder Anwohner hätten sich nicht an den neuen Achsen gestört und Fahrräder seien dort sicherer und flüssiger unterwegs als anderswo in der Stadt, sagen sie. Der Bund stehe «auf der Bremse».
Guido Bielmann lässt sich nicht drängen: «Der Bericht sagt aus, dass wir keine Argumente haben, die ganz positiv, und keine Argumente, die ganz negativ sind. Wir sind also in der Schwebe.»
Ob der Bund die Velostrassen ins Schweizer Strassensystem aufnimmt, ist fraglich. Bis zum definitiven Entscheid wollen die fünf Städte ihre Pilotstrecken behalten.