Die «Suurstoffi» im zugerischen Rotkreuz. Auf dem ehemaligen Industrieareal gleich beim Bahnhof ist in den vergangenen Jahren ein neues Quartier entstanden, mit hunderten von Wohnungen, Jobs für gut 2000 Personen und einer Aussenstelle der Hochschule Luzern. Nachhaltigkeit ist ein grosses Thema hier: Das markante Hochhaus im Zentrum des Areals ist begrünt, Strom wird durch Photovoltaikanlagen gewonnen, das Quartier ist verkehrsfrei.
Die Vision: Weg mit den Autos
Nur: In den Tiefgaragen unter den Wohn- und Geschäftshäusern stehen sehr wohl noch Autos – auch wenn viele davon Zweitwagen sind und höchstens bewegt werden, um einkaufen zu gehen oder zur Entsorgungsstelle zu fahren. Lotta Sandbu sagt: «Die längerfristige Vision ist es, diese Autos loszuwerden.»
Sandbu ist Projektleiterin eines Versuchs, der soeben in der «Suustoffi» gestartet ist: Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen ermuntert werden, sich möglichst ohne eigenes Auto fortzubewegen – mithilfe einer App, über die verschiedene ausleihbare Verkehrsmittel gebucht werden können. «Sorglos Mobil» heisst sie, und gemäss Lotta Sandbu soll sie ein Beitrag sein, «um die Mobilität der Zukunft mitzugestalten».
Ein Abo für ÖV, Elektroauto und E-Bike
Die Quartierbewohner, die sich am Versuch beteiligen, können aus einem von drei verschiedenen Abos auswählen. Für 155 Franken im Monat etwa können sie während sechs Stunden ein Elektroauto ausleihen, 16 Stunden ein E-Bike beanspruchen – und erhalten ein ÖV-Guthaben von 40 Franken. Ist das Abo ausgeschöpft, kosten E-Bike und Auto pro Stunde bzw. Kilometer zusätzlich.
Die E-Bike-Flotte umfasst Velos für kurze Distanzen, aber auch Transportvelos. Alle Fahrzeuge sind auf dem Quartierareal verfügbar, niemand muss lange Wege gehen, um in eines der beiden Elektro-Autos zu steigen.
Geregelt wird alles über eine einzige App
Und: Alles lässt sich über eine einzige App regeln. «Das ist der Vorteil, es gibt nur diesen einen Zugang, um zu einem Verkehrsmittel zu kommen», sagt Projektleiterin Lotta Sandbu. «Es braucht nicht fünf oder sechs verschiedene Apps, um das Problem Mobilität zu lösen.» Ganz abgesehen davon, dass man sich weder um die Wartung noch die Versicherung der verschiedenen Fahrzeuge kümmern muss.
Das Pilotprojekt wird vom Carsharing-Unternehmen Mobility, Postauto Schweiz, dem TCS und dem Immobilienunternehmen Zug Estates durchgeführt, das die «Suurstoffi» konzipiert und gebaut hat. Wissenschaftlich begleitet wird es durch die Berner Fachhochschule.
Es gehe nun darum, möglichst viele Bewohnerinnen und Bewohner für «Sorglos mobil» zu gewinnen, um aus dem Versuch Erkenntnisse ziehen zu können, sagt Projektleiterin Sandbu. Bewährt sich das System, soll es auch in anderen Städten und Agglomerationen zum Einsatz kommen.