Pilze, überall, wo man hinschaut – etwa so ist das Bild derzeit in den Schweizer Wäldern. Verantwortlich dafür ist der Wetterwechsel, der über die letzten Wochen stattgefunden hat.
Optimale Bedingungen für die Pilze
Gegenwärtig seien die Bedingungen für die Pilze optimal, sagt Heidi Moser, Pilzkontrolleurin und Co-Leiterin des Botanischen Gartens St. Gallen. Nach der langen Hitze und Trockenheit im Sommer können die Pilze nun dank der Abkühlung und des Regens bei gleichzeitiger Wärme spriessen.
«Seit vorletztem Montag haben wir bei der Pilzkontrolle alle Hände voll zu tun», sagt Heidi Moser. In der Region St. Gallen stosse man aktuell vor allem auf Steinpilze, Pfifferlinge und Hexenröhrlinge. Die Pilzvielfalt sei enorm gross und die Pilzler müssten nicht einmal weit weg, um sie zu finden.
Kiloweise Pilze in den Körben
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Schaffhausen. Viele Leute kämen mit kiloweise Pilzen zu den Kontrollstellen, sagt Ruth Bänziger, Leiterin der Pilzkontrollstellen der Stadt Schaffhausen. «Gerade mal seit etwa zehn Tagen gibt es eine Unmenge an Pilzen und es läuft wirklich wie gestört», so Ruth Bänziger, die seit mehr als 40 Jahren als Pilzkontrolleurin tätig ist.
Vor allem zwei Pilze kämen diese Saison in Schaffhausen besonders oft vor, sagt Bänziger: «Steinpilze und Krause Glucke in Massen, daneben gibt es auch sehr viele Flockenstielige Hexenröhrlinge.» Hinzu kämen seltene Pilze, die sie und ihr Team nicht oft zu Gesicht bekommen. Zum Beispiel der Gelbporige Raufussröhrling, den Ruth Bänziger zirka einmal alle fünf bis zehn Jahre als Einzelexemplar sieht. Dieses Jahr sei dieser seltene Pilz aber schon mehrmals bei der Kontrollstelle gezeigt worden.
Der Pilz sei ein Sporenorganismus, der sich mit Sporenstaub vermehre. «Die Sporen können Jahrzehnte bis Jahrhunderte im Boden schlummern, bis sie die Wetterbedingungen und Feuchtigkeit haben, die ihnen passt», so Bänziger.
«Man muss einfach ein wenig die Augen offen halten»
Noch vor drei Wochen hiess es in einem Zürcher Medienbericht, dass es keine Pilze in den städtischen Wäldern habe. Doch so schnell, wie das Wetter umschlagen kann, so schnell kann sich auch die Pilz-Situation ändern.
Es laufe wie verrückt, sagt Ferdinand Uehli, Leiter der Pilzkontrolle der Stadt Zürich. Man könne derzeit überall Pilze finden. «Man braucht nicht einmal Glück, man muss einfach ein wenig die Augen offen halten», so Uehli. Da es nebst Röhrlingen und Steinpilzen auch viele nicht-essbare Sorten gebe, sei es wichtig, bei Unsicherheit die Ausbeute bei der Pilzkontrolle zeigen zu gehen.
Nicht nur in Zürich kontaktieren derzeit viele Leute die Kontrollstellen, in der ganzen Schweiz werden die Pilzkontrolleurinnen und Pilzkontrolleure regelrecht überrannt. In Bremgarten bei Bern seien neulich in einer Stunde rund zehnmal so viele Pilzsammler vorbeigekommen als noch Anfang August, sagt Monika Christen, Pilzkontrolleurin von Bremgarten bei Bern. Bei den Kontrollen finde man auch viele Pilze, die verschimmelt oder wurmstichig sind, da es sich um schnelllebige Organismen handle.
Viel zu tun hat auch die Pilzkontrolle Basel-Stadt. Zwar sei die erste Pilzboom-Phase gerade am Abschwächen. Laut Wetterprognose dürften aber bald erneut viele Pilze spriessen, wie Pilzkontrolleur Peter Kaupp auf Anfrage sagt.
Für leidenschaftliche Pilzlerinnen und Pilzler sind das gute Nachrichten.