Der Personalbedarf für das neue Gefängnis Zürich West wurde völlig falsch berechnet. Es war schnell klar, dass doppelt so viele Mitarbeitende nötig sind für den 24-Stunden-Betrieb. Eine Sonderkommission des Zürcher Kantonsparlament hat nun aufgearbeitet, was bei der Planung des neuen Polizei- und Justizzentrums (PJZ) schieflief.
«Es hätte auffallen müssen, dass für die Nachtschichten mit einem falschen Personalfaktor gerechnet wurde», sagte Elisabeth Pflugshaupt (SVP), Präsidentin der Sonderkommission. Es sei ein Fehlentscheid gewesen, den Personalbedarf nicht nochmals abzuklären, vor allem auch deswegen, weil dies für weitere Bereiche des PJZ getan worden war.
«Keine robuste Risikoanalyse»
Zudem seien nicht alle Details nachvollziehbar, denn die Prozesse seien schlecht dokumentiert. Pflugshaupt sagte: «Obwohl das PJZ als eines der grössten kantonalen Projekte galt, scheint es keine robuste Risikoanalyse gegeben zu haben.»
Auch Corinne Hoss Blatter (FDP) konnte nicht verstehen, wie die Personalplanung dermassen daneben liegen konnte. Es sei fälschlicherweise mit Mittags- und Nachtruhepausen gerechnet worden. «Und offenbar hat niemand bedacht, dass am Wochenende mehr Betrieb herrschen könnte in einem Gefängnis, das Verhaftete aufzunehmen hat.»
Die Verantwortung für das Planungsdebakel müsse Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP) übernehmen, war der Tenor der Wortmeldungen. Die politische Verantwortung müsse aufgearbeitet werden, sagte Jean-Philippe Pinto (Mitte), denn noch heute seien die Mitarbeitenden stärker belastet als nötig wegen dieser Fehlplanung.
Fehr vom Bericht enttäuscht
Gegen diese Vorwürfe wehrte sich Jacqueline Fehr im Rat. Es greife zu kurz, die Schuld ihrer Direktion zuzuschieben. Den Personalbedarf nicht nochmals zu überprüfen, sei ein Entscheid des Gesamtregierungsrats gewesen. Schliesslich habe man verhindern wollen, dass die Kosten noch stärker stiegen. Hätte ihre Direktion also eine Nachkontrolle gefordert, wären die Zusatzkosten nicht bewilligt worden.
All dies habe ihre Direktion den Parlamentarierinnen und Parlamentariern der Kommission ausführlich erklärt. Deshalb sei sie enttäuscht vom Bericht der Sonderkommission. Dieser sei zusammengekürzt worden und stelle ihre Direktion als Alleinschuldige dar.
Fehler seien gemacht worden, sagte Jacqueline Fehr, dennoch wolle sie festhalten: «Heute, zwei Jahre nach Inbetriebnahme des PJZ, funktioniert alles reibungslos.» Derzeit organisieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des neuen Gefängnisses 12'000 Ein- und Austritte pro Jahr.