Die Schweiz hat den höchsten Verbrauch an Plastikverpackungen. Rund 125 Kilo fallen pro Einwohnerin und Einwohner und Jahr an. Das ist ein negativer Weltrekord. Nicht sehr gut schneidet die Schweiz auch beim Wiederverwerten von Plastikabfall ab. Lediglich ein Drittel wird recycelt.
Der Grund für diese tiefe Quote dürfte in der fehlenden Strategie liegen. Jede Gemeinde geht mit ihrem Plastikabfall so um, wie sie es für am besten hält. Die eine lässt Sammelcontainer aufstellen, während andere den Plastik lieber gleich im allgemeinen Abfall landen lassen.
Pilotgemeinde Reinach
Einen schweizweit neuen Weg geht die Baselbieter Gemeinde Reinach. Ein privates Recyclingunternehmen verteilt seit kurzem an verschiedenen Orten spezielle Abfallsäcke. Diese können die Bewohnerinnen und Bewohner für 1.80 Franken kaufen. Ist er voll, stellen sie den Sack neben den Briefkasten. Der Pöstler nimmt ihn auf seiner ordentlichen Tour mit und schickt ihn nach Frauenfeld, wo der Plastikabfall recycelt wird.
«Mit unserem System hoffen wir, dass die Leute wirklich nur noch das in den speziellen Abfallsack werfen, was auch verwertbar ist», sagt Evelyne Lenzin, Mitarbeiterin in der Abteilung Umwelt und Energie bei der Reinacher Gemeindeverwaltung. In den Sack gehörten nur Plastikflaschen für Milch, Shampoo und Waschmittel sowie Tetra-Pak-Behälter.
«Das Problem bei den Sammelcontainern ist, dass die Leute einfach jede Art Plastik reinwerfen. Auch Plastikfolien und anderes. Das muss man dann für viel Geld wieder in den verwertbaren und unverwertbaren Teil trennen.» Untersuchungen haben gezeigt, dass nur etwa die Hälfte des Plastiks in den Sammelcontainern wiederverwertbar ist. Daher habe Reinach bis jetzt auf die Sammelcontainer für Plastik verzichtet.
Lohnend auch für die Post
Die Post will von diesem schweizweit ersten Pilotversuch, der bis Ende Jahr dauert, auch profitieren. «Wir testen damit neue Dienstleistungen auf der letzten Meile», sagt Stefan Dauner, Mediensprecher bei der Post. «Es geht auch darum, unser bestehendes Logistiknetz besser zu nutzen.» Sprich: Weil Pöstlerinnen und Pöstler wegen des elektronischen Mailverkehrs immer weniger Briefe zu verteilen haben, müssen sie anderweitig ausgelastet sein, damit sich der Dienst noch lohnt.
Die Post hat daher im Rahmen ihres Geschäftsfeldes «Letzte Meile» etliche solche Abhol- und Bringdienste am Laufen. Am bekanntesten ist wohl, dass sie die gebrauchten Nespresso-Kapseln und Pet-Flaschen abholt, aber auch regionale Bring- und Holdienste für schmutzige Wäsche oder frisches Brot. Oder jetzt eben den Reinacher Plastikabfall.