An der Kochinsel herrscht Gedränge. Markus Ritter, Meret Schneider und Mike Egger kochen in der Club-Sommerserie ein nachhaltiges Menü: Lupinenschrot und Rindshuft mit feinem Kopfsalat. Die drei kochen, weil Essen politisch ist. Und das zeigt sich vor allem in der Landwirtschaftspolitik. Am Tisch warten Biobauer Nils Müller und ETH-Agrarwissenschaftler Martijn Sonnevelt auf ein Nachtessen.
Lupinenschrot? Ritter hat recherchiert: «Einheimische Hülsenfrucht, wunderschöne Pflanze, die Blätter giftig, die Früchte wertvoll.» Im Parlament gilt der Bauernpräsident als geschickter Stratege, am Herd sei er verloren, räumt Ritter ein. Vor der Sendung erhielt er einen Crashkurs von der Ehefrau: «Ich musste in zwei Tagen lernen, was ich in den letzten 28 Jahren versäumt habe.» Was auch immer davon hängengeblieben ist, eine Salatsauce zubereiten ist es nicht. Beim Abschmecken hustet Ritter heftig, verzieht das Gesicht. Mike Egger eilt zur Hilfe: «Es fehlt Senf.» Und Schneider: «Nicht zu viel Öl.»
In Eggers Pfanne zischt die Rindshuft oder besser gesagt: «Rodolfo». «Rodolfo» ist der Ochse, den Nils Müller «aus Liebe» mit der sogenannten Weidetötung selbst geschossen und für die Sendung mitgebracht hat.
Müller, der seine Tiere nach Opernfiguren benennt, plädiert für einen bewussteren Fleischkonsum. «Wenn ich Rodolfo von klein auf aufziehe und töte, kommt nicht infrage, dass ich Teile davon wegwerfe», sagt Müller und meint es ernst: Vom Fell (für Tischsets) bis zur Niere (für Seife) wird alles verwendet. Auch Biobauer Ritter setzt sich ein gegen Foodwaste, indem er konzentriert Rüebli raspelt und dabei die Reste verzehrt. Meret Schneider kämpft derweil mit dem Induktionsherd, Mike Egger eilt zu Hilfe.
Schweizer essen 52 Kilo Fleisch pro Kopf und Jahr. Für Meret Schneider zu viel. Egger entgegnet: «Der Fleischkonsum ist seit 10 Jahren stabil. 52 Kilo im Jahr sind nur 140 Gramm pro Tag.» Doch ist das auch gesund? «Die WHO und der Bund empfehlen nur ein Drittel des aktuellen Fleischkonsums», betont die Grüne-Nationalrätin, die mehr mit der Salzmühle als mit Eggers Voten zu kämpfen hat. Egger eilt zu Hilfe.
Kühe produzieren Methan, ein Gas, 32-mal schädlicher als CO₂. Ob die Kuh deshalb ein Klimakiller sei, fragt Moderatorin Barbara Lüthi. Irland denke laut darüber nach, Kühe zu schlachten für die Umwelt. Für Ritter kein guter Ansatz: «In Irland wie auch in der Schweiz gibt es viel Grasfläche. Dann kommt das Fleisch von einem anderen Ort, wo weniger nachhaltig produziert wird.» Auch für Müller ist die Kuh kein Klimakiller, sondern ein Energiekraftwerk: «Den ganzen Winter sprachen wir von der Energiekrise, doch die Kuh ist nichts anders als ein Bioreaktor, der übers Feld läuft, Gras abreisst und verdaut, ganz ohne Strom oder Erdöl.»
Könnte Laborfleisch, also «Zellkulturen, die auf einem Medium wachsen und zu künstlichem Fleisch werden», wie es Sonnevelt beschreibt, eine Alternative sein? Ritter würde so etwas nicht essen. Und er ist überzeugt: «Die Bevölkerung auch nicht.» Dazu hätten die Schweizer eine zu hohe Esskultur.