Einmal wie richtige Inhaftierte leben, das wollen offenbar einige Menschen im Kanton Zürich ausprobieren. Für den Testlauf des neuen Gefängnisses Zürich West, das bald seine Tore – oder wohl eher seine Zellen – öffnet, haben sich mehr als 832 Personen angemeldet. Jetzt suchen die Gefängnisverantwortlichen für die beschränkte Anzahl Haftplätze die passenden Bewerbungen aus, damit der Testlauf optimal durchgeführt werden kann.
Gleich viele Frauen wie Männer, Vegis wie Fleischesserinnen
Unter den eingegangenen 832 Bewerbungen, seien etwa gleich viele Frauen wie Männer, und etwa gleich viele Vegetarier wie Fleischesserinnen, sagt Marc Eiermann, der die Leitung des neuen Gefängnisses innehat. Es habe tatsächlich sowas wie einen Ansturm auf die freien Plätze für den Testlauf gegeben. Eine finanzielle Entschädigung für die Teilnahme gibt es nicht und die Bewerber mussten sowohl volljährig sein als auch im Kanton Zürich wohnen oder bei der kantonalen Verwaltung arbeiten.
Getestet während des verlängerten Wochenendes zwischen Donnerstag, dem 24. März und Sonntag, dem 27. März, werde etwa, wie die Essensverteilung funktioniere oder wie gut die späteren Insassen von ihrer Zelle in den Hof gelangten. Das Ziel davon sei, Verbesserungsvorschläge aus dem Testlauf zu implementieren, bis das neue Gefängnis Anfang April dann seinen Betrieb aufnimmt.
Das neue Zürcher Polizei- und Justizzentrum
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Bild 1 von 5. Auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs in Zürich entsteht momentan das sich in baulicher Schlussphase befindliche Polizei- und Justizzentrum. Einen Teil davon wird das neue Gefängnis Zürich West in Anspruch nehmen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 5. Blick in einen Gang mit mehreren Gefängniszellen im neuen Gefängnis Zürich West, das sich aktuell noch im Bau befindet. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 5. Auf einem solchen Bettgestell werden die Insassen im neuen Gefängnis Zürich West dereinst schlafen. Die abschliessenden Bauarbeiten sind noch im Gang. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 5. Blick auf den Spazierhof des neuen Gefängnisses. Hier können sich die Inhaftierten die Füsse vertreten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 5. Immer noch der Spazierhof: Durch diese Schlitze in den Betonwänden haben die Inhaftierten die Möglichkeit, die Aussenwelt zu sehen. Bildquelle: Keystone.
Zellennachbar wird zugeteilt
Was die freiwilligen Insassen nicht aussuchen können, ist ihr Zellennachbar oder ihre Zellennachbarin bei Zweierzellen. Die Wahl hingegen haben die Freiwilligen etwa, ob sie im Gefängnis übernachten wollen oder nur für ein paar Stunden bleiben. Oder auch, ob sie sich vor dem Eintritt einer Leibesvisitation unterziehen wollen. «Es ist sicher nicht so angenehm. Umso mehr wundert es uns, dass 80 Prozent, die sich angemeldet haben, damit einverstanden sind, dass man eine Leibesvisitation bei ihnen macht», sagt Eiermann.
Sonst aber befolgen die ausgewählten Testpersonen die allermeisten Abläufe eines regulär Inhaftierten: Sie geben zum Beispiel ihr Handy und ihr Geld ab, bleiben den grössten Teil des Tages eingesperrt, erhalten ihr Essen und gehen im Hof spazieren gemäss Plan und unterlaufen zu Beginn eine Sicherheitsüberprüfung.
Mit einer grossen Ausnahme: Die Testpersonen können jederzeit das Experiment abbrechen, sollte sie der Aufenthalt im Gefängnis überfordern.