Immer wieder kursieren Videos auf Social Media, die die Polizei bei der Anwendung von Gewalt zeigen. Oft werden diese Videos von Unbeteiligten gefilmt. Ein Video zeigt etwa, wie Polizisten in der Stadt Zürich ein elfjähriges Kind lange auf den Boden drücken. Im Netz sorgte dieses Video für Kritik. Die Polizei kam unter Druck und rechtfertigte sich auf Twitter.
Polizistinnen und Polizisten in Basel-Stadt haben jetzt genug davon, auf Social Media an den Pranger gestellt zu werden. Sie wollen ein generelles Filmverbot von Polizeiarbeit: «Wir fordern ein Verbot, weil die Sicherheit und der Persönlichkeitsschutz der kontrollierten Personen und der Polizisten gewährleistet sein muss. Zudem sieht man meistens nur eine Sequenz, die nicht der ganzen Realität entspricht», sagt Harald Zsedényi. Er ist Vizepräsident des Polizeibeamtenverbands Basel-Stadt.
Wir sind der Meinung, ein generelles Verbot, die Polizei im Einsatz zu filmen oder zu fotografieren, ist (...) in einem liberalen Rechtsstaat nicht denkbar.
Anders sehen das die kantonalen Polizeikommandanten. Grundsätzlich hätten sie zwar Verständnis für das Anliegen, sagt Adrian Gaugler, Sprecher der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten. Aber: «Wir sind der Meinung, ein generelles Verbot, die Polizei im Einsatz zu filmen oder zu fotografieren, ist nicht umsetzbar und in einem liberalen Rechtsstaat auch nicht denkbar. Die Polizei muss sich auch nicht verstecken, wenn sie in der Öffentlichkeit ihrer Arbeit nachgeht.»
Kantone winken ab – SVP-Nationalrat will Verbot ins Parlament bringen
Auch die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) erteilt einem Filmverbot eine Absage: «Die Polizei übt das Gewaltmonopol im öffentlichen Raum aus und muss und soll sich dabei auch einer gewissen Kontrolle durch die Bevölkerung unterziehen. Ein generelles Verbot könnte auch zu einem Image- und Glaubwürdigkeitsschaden der Polizeiarbeit führen.» Das sagt Co-Präsidentin Karin Kayser-Fritschi, Regierungsrätin des Kantons Nidwalden.
Eine Möglichkeit, genaue Fakten zu Einsätzen zu erhalten, sehen sowohl die kantonalen Polizeikommandantinnen als auch die Polizeidirektoren in Bodycams für die Polizei. Die Polizeikorps mehrerer Kantone planen die Einführung solcher Kameras.
Trotzdem kommt die Forderung nach einem Filmverbot von Polizeiarbeit wohl ins nationale Parlament. SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor (VS) jedenfalls möchte im Herbst einen entsprechenden Vorstoss einreichen: «Wenn wir wollen, dass die Polizei, sei es auf Bundesebene oder auf kantonaler Ebene, unsere Sicherheit weiterhin gewährleistet, müssen wir damit beginnen, sie zu schützen, und aufhören, sie zu kritisieren und in den Dreck zu ziehen.»