Zwei Männer greifen am Bahnhof Rorschach SG einen 82-Jährigen an und rauben ihn aus. In Lostorf SO schlagen zwei Personen einen 66-Jährigen zu Boden und nehmen ihm das Handy und eine Uhr ab. In Biel BE greifen mehrere Personen einen Mann an und klauen ihm die Uhr. Zu diesen und weiteren ähnlichen Fällen ist es vergangenes Wochenende gekommen, wie Polizeimeldungen zeigen.
Beim Raubüberfall in Biel wie auch bei einem weiteren Fall in der Stadt Bern ist das Alter der Opfer nicht bekannt. Bei den anderen gewalttätigen Angriffen geht aus den Polizeimeldungen hervor, dass ein Grossteil der Betroffenen über 50 Jahre alt waren – manche deutlich. Geraten bei Raubüberfällen besonders ältere Personen ins Visier?
Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass man keine Gewalt im öffentlichen Raum erlebt.
Laut dem Gewaltforscher Dirk Baier haben ältere Menschen nach Kindern das zweitgeringste Risiko, Opfer eines Raubüberfalles zu werden. Im Vergleich sei das Risiko bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren 18 Mal höher. Insgesamt gesehen sei für eine Person das Risiko sehr gering, einen Raubüberfall zu erleben.
«Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass man keine Gewalt im öffentlichen Raum erlebt», sagt der Professor von der ZHAW und Universität Zürich. «Es ist wichtig, dass man sich nicht zurückzieht, aus Angst etwas könnte passieren.»
In den Raubüberfällen vom vergangenen Wochenende sieht Baier keine Häufung. «Wenn wir die letzten zehn Jahre betrachten, kann man sagen, dass die Schweiz sicherer geworden ist.» Das bestätigt auch die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Bundes. So ging die Zahl der Raubüberfälle zwischen 2013 und 2022 um rund 40 Prozent zurück.
Ältere Personen sind beliebte Opfer
Pro Senectute hat vergangenes Jahr eine Studie zu Finanzmissbräuchen bei über 55-Jährigen durchgeführt. Demnach ist die häufigste Art, wie ältere Personen finanziellen Schaden erleiden, der Diebstahl an öffentlichen Orten – mit oder ohne Gewalt. «Das hat uns erstaunt, da viele von den digitalen Gefahren sprechen», sagt der Medienverantwortliche Peter Burri.
Pro Senectute geht davon aus, dass jährlich 20'000 bis 25'000 Fälle passieren, in denen über 55-Jährige Opfer eines solchen Deliktes werden. Ältere Menschen seien anfälliger für Raubüberfälle, weil sie nicht mehr so gut zu Fuss seien und nach wie vor gerne Bargeld nutzten, erklärt Burri. «Das macht sie zu beliebten Opfern.»
Grundsätzlich sei die Schweiz sicher, betont Burri. Er rät älteren Personen, wenig Bargeld auf sich zu tragen, und dieses nicht an wenig frequentierten Orten zu beziehen. Falls es zu einem Überfall kommt, sollte man sich nicht wehren, aber mit Schreien auf sich aufmerksam machen.