- Nachdem 2019 so viele Jugendliche wie noch nie wegen Pornografie und Gewaltdarstellungen verzeigt wurden, gingen die Zahlen 2020 zurück.
- Konkret zeigte die Zürcher Jugendanwaltschaft 2020 215 Jugendliche wegen Pornografie an. Das sind 22.7 Prozent weniger als noch 2019.
- Die Zahlen liegen aber nach wie vor weit über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.
- In knapp drei von fünf Fällen verbreiteten die Jugendlichen pornografisches Material via Chat, Textnachricht oder Social Media weiter.
Ein 13-jähriger, der einer gleichaltrigen Kollegin ungefragt Bilder von seinem erigierten Penis schickt und sie auffordert, ihm Nacktbilder von sich zu schicken oder 14-jährige, die sich einvernehmlich intime Fotos schicken – mit solchen Fällen musste sich die Jugendanwaltschaft Zürich-Stadt im letzten Jahr ein Stück weit weniger befassen. Auch Gewaltdarstellungen oder verbale Ehrverletzungen waren rückläufig.
Für den leitenden Jugendanwalt Patrick Killer sind die aktuellen Zahlen trotzdem nicht nur Grund zur Freude. «Es ist zahlenmässig immer noch der zweithöchste Stand, wir können keine Entwarnung geben.» Noch immer kursierten zu viele ungeeignete Bilder auf den Smartphones von Minderjährigen.
Wir können keine Entwarnung geben.
Trotz der vielen Präventionsbemühungen sei auch heute noch vielen Jugendlichen nicht bewusst, dass sie etwas Verbotenes tun. «Sie wollen krass und cool sein, wenn sie gewalttätige Inhalte herumschicken. Geht es um intime Bilder, ist es für die Buben eher eine Trophäe, Mädchen sehen es als Liebesbeweis.» An mögliche Konsequenzen werde nicht gedacht, so Killer. Intime Bilder würden so rasch einmal in falsche Hände geraten und sich unkontrolliert weiter verbreiten. Dabei können die Konsequenzen hart sein.
Jugendliche Täter werden wegen harter Pornografie oder Kinderpornografie angezeigt und auch verurteilt. Die Opfer wiederum sind tief beschämt und oft für lange Zeit traumatisiert, wie es von entsprechenden Beratungsstellen immer wieder heisst. Probleme, die nicht einfach verschwinden würden, meint Killer, im Gegenteil: «Jugendliche verbringen immer mehr Zeit mit dem Handy. Es könnte deshalb auch wieder vermehrt zu Delikten kommen.» Sein Fazit: «Wir müssen dranbleiben mit der Prävention.»