- Ein Tag bezahlter Urlaub – so viel Zeit steht Vätern in der Schweiz derzeit bei der Geburt ihres Kindes arbeitsrechtlich zu.
- Eine hängige Volksinitiative verlangt vier Wochen Vaterschaftsurlaub. Der Bundesrat lehnt das Begehren ab, aber die Sozialkommission des Ständerates stellt mit einem indirekten Gegenvorschlag zwei Wochen Vaterschaftszeit zur Diskussion.
- Die Parteien sind uneinig über die Höhe der Auszeit für Väter.
Die Vernehmlassung zum indirekten Gegenentwurf der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates ist heute abgelaufen. Parteien im links-grünen Spektrum unterstützen den darin vorgesehenen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub.
Linke fordert acht Wochen
Für die SP ist der indirekte Gegenvorschlag praktisch, weil der Vaterschaftsurlaub so direkt ins Gesetz geschrieben werden kann. Damit könne ein erster konkreter Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Familienarbeit und Erwerbstätigkeit in die Tat umgesetzt werden. Für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) sind die vorgeschlagenen zwei Wochen aber «höchstens ein Trostpflaster».
SP, Grüne Partei und Gewerkschaften fordern gar einen Vaterschaftsurlaub von mindestens acht Wochen mit anschliessender Elternzeit von 28 Wochen, während der sich junge Eltern die erste Zeit mit dem Nachwuchs nach eigenen Vorstellungen einteilen können.
Minimalistisch, aber realistisch
Auch die EVP unterstützt die weitergehende Forderung der Initiative «Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie» mit vier Wochen Vaterschaftsurlaub.
Die BDP erachtet im Prinzip die Elternzeit als bessere Lösung. Eine solche Lösung sei allerdings im Moment nicht mehrheitsfähig. Deshalb unterstützt die Partei den indirekten Gegenentwurf. Dieser sei für die Sozialwerke tragbar und belaste die Wirtschaft nur in relativ geringem Masse.
Auch für die CVP, aus deren Reihen der Vorschlag für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub stammt, spricht von einem «massvollen Kompromiss», der den Familien zugutekomme und gleichzeitig auf kleinere Betriebe und KMU finanziell und organisatorisch Rücksicht nehme.
Auch die GLP spricht von einem «Schritt in die richtige Richtung». Ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub könne jedoch nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum Wunschziel einer Elternzeit von 14 Wochen für beide Elternteile sein.
Keine «staatliche Zwangsurlaubsvorgabe»
Die Wirtschaftsverbände und die SVP wollen die Entscheidung über den Vaterschaftsurlaub hingegen weiterhin den Unternehmen überlassen. Sie lehnen darum sowohl die Volksinitiative als auch den Gegenvorschlag ab. Eine weitere «staatliche Zwangsurlaubsvorgabe» stelle eine unnötige Mehrbelastung für KMU dar, begründet die SVP. Ins gleiche Horn stossen der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) und der Gewerbeverband (SGV).
Noch keine abschliessende Meinung hat die FDP. Als einzige Partei hat sie um einen zeitlichen Aufschub für ihre Antwort gebeten. Der Parteivorstand will sich am Montag mit der Frage befassen.
Die FDP begrüsse eine zeitgemässe Regelung, sehe aber in der Ausgestaltung mehr Flexibilität, erklärt Fraktionspräsident Beat Walti. «Dabei sollen acht Wochen ausschliesslich der Mutter vorenthalten sein, die restlichen acht Wochen sollen sich die Eltern aufteilen können.»
Acht Wochen sollen ausschliesslich der Mutter vorenthalten sein, die restlichen acht Wochen sollen sich die Eltern aufteilen können.
Der indirekte Gegenvorschlag wie auch die Initiative werden nun im Parlament behandelt. Dies wird aber kaum vor der Herbstsession passieren, teilten die Parlamentsdienste mit.