Bei Postauto Schweiz wurden jahrelang im grossen Stil Fehlbuchungen vorgenommen. Gewinne wurden künstlich kleingerechnet, um überhöhte Abgeltungen der öffentlichen Hand zu bekommen. Dabei geht es laut den Berichten, die die Post heute auszugsweise veröffentlicht hat, um rund 200'000 Fehlbuchungen.
Post-Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller nannte die Untersuchung dieser Manipulationen eine «Herkulesaufgabe und Sisyphusarbeit». Er zeigt sich «erschüttert» und betont, dass es keine Rechtfertigung gebe.
Das nimmt er zum Anlass, um hart durchzugreifen: Die Geschäftsleitung von Postauto stellt er in corpore vor die Tür, ebenso trennt er sich mit sofortiger Wirkung von Post-Chefin Susanne Ruoff. Seine Begründung: Das Vertrauen sei kaputt, ein Neuanfang nur mit neuen Köpfen möglich.
Gründe für den Vertrauensverlust bleiben im Dunkeln
Damit mag er Recht haben. Doch warum genau das Vertrauen dahin ist, begründet er nicht. Die Post hat heute zwar die beiden extern erstellen Berichte veröffentlicht, aber nur auszugsweise. So ist es für Aussenstehende nach wie vor schwierig nachzuvollziehen, wer genau wann was gewusst hat, wer wann welche Hinweise auf die Fehlbuchungen bekommen hat und trotzdem untätig geblieben ist.
Urs Schwaller, der gewiefte ehemalige Politiker, hofft, dass mit neuen Köpfen der Post ein Neuanfang gelingt. Ihm schwebt eine neue Unternehmenskultur vor, bei der jedem und jeder klar ist, was rechtens ist und was nicht.
Es bleibt unruhig bei der Post
Das ist ein Anfang. Mehr aber noch nicht. Denn die Affäre bei Postauto Schweiz wird weiter durchleuchtet: So führt das Fedpol ein Verwaltungsstrafverfahren durch, und der Bundesrat will bei mehreren bundesnahen Betrieben die so genannte «Corporate Governance» (gute Unternehmensführung) extern durchleuchten lassen. So rasch wird die Post unter Präsident Urs Schwaller somit nicht zur Ruhe kommen.