Das Universitätsspital ist Anlaufstelle für viele verzweifelte Paare, die auf natürliche Art keine Kinder bekommen können. Für viele von ihnen ist Christian de Geyter die letzte Hoffnung.
500 Paare kommen pro Jahr aus diesem Grund ins Basler Unispital. Bei zwei Dritteln von ihnen ist die Behandlung erfolgreich: Die Frau wird schwanger - auf natürlichem oder künstlichem Weg. Bei den anderen bleibt der Kinderwunsch unerfüllt. Immer mehr Paare kämen auch aus dem Ausland, sagt Christian de Geyter gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF.
Das ist nicht Gott ins Handwerk pfuschen.
Christian de Geyter ist aber auch für etwas anderes bekannt. Er kann das Geschlecht des Kindes vor der Zeugung bestimmen - mit Hilfe eines riesigen Mikroskops. Diese Methode wird eingesetzt, um Erbkrankheiten, die auf dem X-Chromosom vererbt werden, nicht weiter zu vererben. Diese Methode ist nicht unbestritten. Kritiker werfen Christian de Geyter vor, er würde die Natur manipulieren.
Dieser wehrt sich gegen den Vorwurf: «Die Medizin ist extrem effizient geworden. Das ist auch ein Grund, warum wir heute 85 Jahre alt werden.» Er wehrt sich auch gegen Missbrauchsvorwürfe, denn von der Methode würden wirklich nur Paare profitieren, die nachweislich eine Krankheit in sich tragen würden und diese nicht auf das Kind vererben wollen. Der Mensch sei auch im Vergleich zum Tier sehr ineffizient, was die Befruchtung angehe: «Wir tun alles um selber weniger fruchtbar zu sein. Schon allein deshalb braucht es die Reproduktionsmedizin», sagt Christian de Geyter. Die Zahlen sprechen für diese Aussage: Heute ist das Durchschnittsalter der gebärenden Frauen bei 36 Jahren.
Ein gutes Gesetz ist Voraussetzung
Basis für die Arbeit von Christian de Geyter und seinem Team ist das Fortpflanzungsgesetz. Dieses ist 15 Jahre alt und nicht mehr aktuell. Die Politik ist zurzeit im Begriff, das Gesetz zu revidieren. Neu soll die Präimplantationsdiagnostik (PID) zugelassen werden. Dieser Punkt sei in der Gesetzesvorlage vom Bundesrat kaum umstritten, bestätigt auch die Basler Ständerätin Anita Fetz. Mehr Diskussionen lösen weitere Forderungen aus: Zum Beispiel soll die Eizellenspende zugelassen werden. Oder die Zahl der Embryonen soll nicht mehr begrenzt werden.
Politisches Engagement
Christian de Geyter ist ein Workoholic. Seine Tage sind oft länger als 12 Stunden, seine Arbeitswoche zählt sieben Tage. Doch neben dem täglichen Geschäft als Chefarzt am Unispital Basel, weibelt er zurzeit auch hinter den Kulissen für ein gutes Fortpflanzungsgesetz. Er setzt sich für ein gutes Gesetz ein, das den Wissenschaftlern mehr Freiheiten bietet, gleichzeitig aber auch den Missbrauch vermeidet.
Der Professor politisiert. Er erfüllt den Kinderwunsch. Er forscht. Ein Alltag, der an den Kräften zerrt. Darum wünscht sich Christian de Geyter manchmal in einen anderen Beruf: «Trämmlichauffeur. Ich stell mir das noch schön vor, mit dem Tram durch die Stadt zu fahren.»